„Die Ikone als theologisches Narrativ“ – Themenwoche an der Stiftungsprofessur mit Taras Tymo von der UCU Lemberg

Vom 12. bis 16. Dezember 2022 war Taras Tymo von der Theologischen Fakultät der Ukrainischen Katholischen Universität in Lemberg im Rahmen eines Erasmus+ Teaching Mobility Austauschs zu Gast an der Stiftungsprofessur für Theologie des Christlichen Ostens.

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Während seines Besuchs hielt der ukrainische Forscher drei Vorträge über Grundlagen der Ikonographie und ihrer Erforschung im Rahmen verschiedener Lehrveranstaltungen der KU. Am Montag referierte er unter dem Titel „Paradoxical Vision. Eastern Christian Iconography as Art and Theology“ über die Vielfältigkeit der Ikonenforschung, welche Ikonographie aus künstlerischer, kunst- und kulturhistorischer sowie theologischer Blickrichtung untersuchen kann. Er legte Ikonenmalerei als „more than art“ aus und führte die rund 20 Anwesenden durch verschiedene Ebenen und Auslegungsformen der Ikone als einerseits erzählte Geschichte, andererseits dogmatisches und liturgisches Phänomen und schließlich als Ort der Realpräsenz und Handlung Gottes in der Kirche.

Der zweite, hierauf aufbauende Vortrag am Dienstag „Icon and ‚Artistic Imagination‘. Iconography of the Holy Trinity and of God the Father“ führte von Grundüberlegungen zur Apophatik und Unmöglichkeit von Gottesdarstellungen zu einer ausführlichen Untersuchung verschiedener tatsächlicher und vermeintlicher trinitarischer Ikonen aus unterschiedlichen ostkirchlichen und ostkirchlich beeinflussten westkirchlichen Traditionen. Aus einem reichhaltigen Repertoire biblischer und patristischer Quellen schöpfend, legte Taras Tymo die diversen Symbole und Anspielungen der unterschiedlichen Ikonen aus, zog immer wieder theologisch profunde Querverbindungen und problematisierte auch einzelne Darstellungsweisen oder ihre Fehlinterpretation.

Die beiden Vorträge waren zugleich die Auftaktveranstaltung der Lehrveranstaltung „Evangelium in Farbe“, welche in der zweiten Semesterhälfte immer dienstags stattfindet, sowie gemeinsame Sitzungen des Seminars „Grunddimensionen Ostkirchlicher Spiritualität“ und der Übung „Kosmologie und Eschatologie in den Liturgien der Ostkirchen.“

Am Donnerstag sprach Taras Tymo schließlich vor den Mitgliedern des ForschungsForums Theologie des Christlichen Ostens, dem Begleitprogramm für Studierende, die eine Abschluss- oder Qualifikationsarbeit an der Stiftungsprofessur verfassen. Er berichtete von seiner Forschung über Symeon den Neuen Theologen († 1022), den prägenden Denker der Zeit direkt nach dem Ikonoklasmus, und kam mit den Studierenden ins Gespräch über die Lehren Symeons zu Natur, Funktionsweise, Zielen und Bedeutung der Theologie.

Schon am Dienstag fand zudem ein interner Workshop über die Theologie der Ikonen mit dem Team der Stiftungsprofessur statt, in dessen Nachgang auch ausführlich über Kooperationsmöglichkeiten im Rahmen des von der VolkswagenStiftung geförderten Eastern Christian Studies ONLINE CAMPUS zwischen der KU Eichstätt-Ingolstadt und der UCU Lemberg gesprochen wurde.

Das Gastvorlesungsprogramm der Stiftungsprofessur wird im Januar mit einem letzten ukrainischen Besuch in diesem Semester fortgesetzt: Dr. Roman Fihas, ebenfalls von der UCU Lemberg, wird zur Theologie Alexander Schmemanns und ihren kosmologischen und eschatologischen Dimensionen sprechen.

Homepage der UCU Lemberg

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