Projektreise in den Libanon: Das Land der Zedern ... und der kirchlichen Universitäten

Das Team der Stiftungsprofessur für Theologie des Christlichen Ostens war in der zweiten Märzhälfte im Libanon unterwegs. Die Reise verfolgte das Ziel, Projektpartner und -institutionen des Eastern Christian Studies ONLINE CAMPUS persönlich zu besuchen, um bestehende Kooperationen zu vertiefen und neue Möglichkeiten zur Zusammenarbeit auszuloten. Erste Projekte werden bereits im Sommersemester 2023 umgesetzt.

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Die fünfköpfige Reisegruppe bestand aus Prof. Dr. Thomas Kremer, Joachim Braun, der für die inhaltliche Umsetzung des ONLINE CAMPUS verantwortlich ist, den beiden wissenschaftlichen Mitarbeitern Christian Trenk und Mykola Vytivskyi sowie dessen Frau Yuliia Kolodchyn. Auf Einladung des melkitischen Patriarchats wurde in Rabieh, einem Vorort Beiruts, übernachtet.
An der Université Saint-Esprit de Kaslik (USEK), die in maronitischer Trägerschaft ist, fand ein Kooperationsgespräch mit Rima Mattar, Vizepräsidentin für Internationalisierung, statt. Im Anschluss daran führte Joseph Moukarzel die Gruppe durch das Handschriftenrestaurierungszentrum der Universitätsbibliothek. Ein Besuch im Atelier des kürzlich verstorbenen Ikonographen Abdo Badwi stand ebenfalls auf dem Programm.

Nach dem herrlichen Ausblick über die Bucht von Jounieh von der Mutter-Gottes-Statue „Unsere Liebe Frau vom Libanon“ bei der futuristisch anmutenden maronitischen Kathedrale folgte ein Besuch in der Ausbildungseinrichtung der Paulisten in Harissa.

Eine langjährige Partnerschaft verbindet Eichstätt mit Elie Dannaoui von der Universität Balamand des Antiochenisch-Orthodoxen Patriarchats. Dort ist er für das Center for Digital Humanities zuständig. Seine Mitarbeitenden präsentierten beeindruckende DH-Projekte, unter anderem die digitale Rekonstruktion der Freskenausmalung von Kirchengebäuden. Für den Besuch hatte er außerdem ein Gespräch mit Rami Abboud, dem Vizepräsidenten für Internationalisierung, sowie eine Begegnung mit der Theologischen Fakultät organisiert. An diesem Tag begleitete Gaby Abousamra, Professor für Epigraphie und Semitistik, die Reisegruppe.

Die Notre-Dame-Universität liegt in Louaize, etwa 15 Kilometer nördlich von Beirut. Dort fand ein Treffen mit Eugene Sensenig, Rouba El Helou und Dany Samaha in der Rechts- und Politikwissenschaftlichen Fakultät statt. Da der ONLINE CAMPUS grundsätzlich interdisziplinär ausgerichtet ist, standen dabei Kooperationsmöglichkeiten im Bereich der Migrations- und Diasporaforschung im Vordergrund. Bereichernd war zudem ein weiterführendes Gespräch mit Edward J. Alam, der den Benedict XVI Chair an der NDU innehat, sowie mit Sami Salameh, der als Archivist für die Digitalisierung der syrischen Handschriften des maronitischen Patriarchats in Bkerke zuständig ist.

Das Orient-Institut Beirut wurde 1961 durch die Deutsche Morgenländische Gesellschaft gegründet und gehört seit 2003 der Max-Weber-Stiftung an. Die mit ihm assoziierten Wissenschaftler betreiben Forschung zur Geschichte und Gegenwart des Nahen Ostens und der arabischen Welt. Bei einem Business Lunch im Garten des Instituts und während einer Führung durch die Bibliothek mit Direktor Thomas Würtz wurden Möglichkeiten für gemeinsame (digitale) Veranstaltungen ausgelotet.

Die Near East School of Theology (NEST) in Beirut ist eine Hochschule mit protestantischem Profil. Mit dem Studies in the Middle East Program bietet sie die Möglichkeit für ein zweisemestriges theologisches Auslandsstudium im Libanon an. Gemeinsam mit George Sabra, dem Präsidenten der Einrichtung, und Rima Nasrallah, die zu orientalisch-christlichen Jugendlichen forscht, fand ein fruchtbares Kooperationsgespräch statt.
Der Jesuit Ronney Gemayel leitet das Centre de Documentation et de Recherches Arabes Chrétiennes (CEDRAC) an der Université Saint-Joseph. Mit ihm und seinem Team wurde erörtert, wie Projekte der christlich-arabischen Studien in den ONLINE CAMPUS implementiert werden können.

Während einer Audienz bei Aram I. Keshisian, dem armenischen Katholikos des Großen Hauses von Kilikien, in Antelias wurde ihm die deutsche Übersetzung seiner Schrift „Die Armenische Kirche“, deren Publikation von der Stiftungsprofessur maßgeblich betreut wurde, überreicht. Des Weiteren wurde die Reisegruppe auch vom syrisch-katholischen Patriarchen, Ignatius Joseph III. Younan, zu einem kurzen Gespräch empfangen.

Text: Joachim Braun
Fotos: Mykola Vytivskyi

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