„Wissenschaftlicher Beitrag zum kulturellen Dialog“ – Feierliche Eröffnung der Forschungsstelle Christlicher Orient an KU

Mit einem Festakt ist am Donnerstag an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt (KU) feierlich die neue Forschungsstelle Christlicher Orient eröffnet worden. Zu den zahlreichen Gästen aus Politik und Kirche gehörte unter anderem auch das Oberhaupt der syrisch-orthodoxen Kirche in Deutschland, Erzbischof Hannan Aydin. Ziel der Forschungsstelle ist es, in systematischer, historischer, philologischer sowie aktuelle Fragestellungen ausgreifender Forschung und Lehre zu einem vertieften Verständnis für die Lage und Probleme der Christen im Orient beizutragen. Der ehemalige Bundesinnenminister und neue Bundesfinanzminister Dr. Wolfgang Schäuble ließ sich als Festredner kurzfristig durch den Staatssekretär im Bundesinnenministerium und ehemaligen Ministerpräsidenten von Sachsen-Anhalt, Dr. Christoph Bergner, vertreten.

Bergner, der auch Beauftragter der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten ist, betonte die Relevanz der neuen Forschungsstelle: „Politik allein kann den Prozess eines kulturellen Dialogs nicht leisten, es ist auch wichtig, dass die Wissenschaft einen Beitrag leistet.“ Die KU habe aus Sicht der Politik in erfreulicher Weise reagiert, um über die Lage der Christen im Orient zu forschen und zu informieren. Man könne einen kulturellen Dialog, der auf Verständnis und Integration setze, nur betreiben auf Grundlage eines umfassenden Bildes vom Orient, der keine monolithisch muslimische Region sei. „Wir bauen auf den ,political impact’, der hier erzeugt wird“, so Bergner. Diesen hatte zuvor auch KU-Präsident Prof. Dr. Andreas Lob-Hüdepohl betont, denn die KU sei nicht nur an einer Resonanz in der Wissenschaft sondern auch in der Politik interessiert. Die Einrichtung der Forschungsstelle bezeichnete Lob-Hüdepohl als Beitrag zur praktisch gelebten Solidarität.

Deren Notwendigkeit beschrieb der irakische Erzbischof Louis Sako in seinem Vortrag über die prekäre Lage der christlichen Minderheit in seinem Land. Christen seien einer der ältesten Bestandteile des irakischen Volkes und dennoch in den vergangenen Jahren ein spezifisches Ziel von Verfolgung geworden. Die Mehrheit der dafür verantwortlichen Extremisten sei nach 2003 von außen in den Irak gekommen. Es genüge im Alltag, kein Moslem zu sein bzw. einer vermeintlich westlichen Religion anzugehören, um Opfer von Gewalt zu werden. Die Folge sei ein fortschreitender Exodus der christlichen Minderheit. „Vor diesem Hintergrund stehen wir vor der Herausforderung, unsere Präsenz im Orient zu bewahren“, so Sako. Die Eröffnung der Forschungsstelle bedeute eine Bereicherung für die Kirche und könne zu einem besseren Verständnis und Dialog beitragen.

Der Eichstätter Bischof und Magnus Cancellarius der Universität Dr. Gregor Maria Hanke verlas stellvertretend für Erzbischof Dr. Reinhard Marx dessen Grußwort, in dem er die Gründung der Forschungsstelle begrüßte und sie als ein gelungenes Beispiel für eine katholische Profilbildung beschrieb. Die christliche Religion dürfe sich nicht in Sonderräume einschließen, sondern müsse vielfältig und offen sein. Die Forschung an der KU im Bereich des christlichen Orients leiste einen aktiven Beitrag hierzu. Hanke selbst bezeichnete die Forschungsstelle zwar als Auftakt für die Universität, jedoch auch als Fortsetzung einer langen Eichstätter Tradition. Er erinnerte daran, dass bereits der erste Eichstätter Bischof Willibald ein Kenner des christlichen Orients gewesen sei und für die Ausbildung von Priestern der orientalischen Schwesterkirchen vor elf Jahren das „Collegiums Orientale“ gegründet worden sei.

Als Dekan der Theologischen Fakultät, an der die Forschungsstelle angesiedelt ist, bezeichnete Prof. Dr. Konstantin Maier diese als verlockendes Vorhaben, weil durch die geplanten Kooperationen mit Universitäten im Orient zwei Wissenschaftstraditionen in Kontakt treten könnten, während in Deutschland das Themengebiet an anderen Universitäten eher abgewickelt würde. Insofern habe die Forschungsstelle Christlicher Orient auch Bedeutung für die Sicherstellung von wissenschaftlichem Nachwuchs mit spezifischer Expertise.

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