Veranstaltungstermine

Expertengespräch "Kulturgeschichte des Katholizismus im Deutschland des 20. Jahrhunderts: Möglichkeiten, Schwierigkeiten, Perspektiven"

„Plädoyer für eine Kulturgeschichte des Katholizismus“: so lautete der Titel eines Aufsatzes des Schweizer Katholizismusforschers Urs Altermatt aus dem Jahr 2004. Damit eröffnete er der zeitgeschichtlichen Forschung eine Perspektive, die über eine kirchen-, verbands- und politikgeschichtlich akzentuierte Geschichte des Katholizismus hinaus neue Zugänge zu einer kulturwissenschaftlichen Sicht auf das erschließen sollte, was ‚Katholischsein im 20. Jahrhundert‘ einmal war. Gewiss: Einiges in dieser Richtung war schon zuvor und ist seitdem geschehen; erinnert sei nur an so unterschiedliche Bücher wie das von Michael Klöcker („Katholisch – von der Wieg bis zur Bahre“ mit dem Untertitel „Eine Lebensmacht im Zerfall?“, München 1991) oder von Otto Weiß („Kulturkatholizismus. Katholiken auf dem Weg in die deutsche Kultur 1900 bis 1933“, Regensburg 2014). Aber es scheint doch, als sei das weite Feld einer Kulturgeschichte des Katholizismus im deutschsprachigen Raum des 20. Jahrhunderts in vielem noch eine terra incognita. Dabei zeigen gerade autobiographische Zeugnisse wie Karl-Heinz Otts „Ins Offene“ (1999²), wie ‚das‘ Katholische noch bis in die 1960er Jahre hinein nicht bloß in einem abstrakten Sinn als „Kulturmacht“ (C. Arnold), sondern von früh an konkret in Alltagsvollzügen und herausgehobenen Stationen des Kirchenjahres als lebensprägend erfahren wurde – und zwar auch bei denen, die später aus diesen biographischen Herkunftswelten auswanderten und andere Wege gingen.

Vor diesem Hintergrund findet unter Leitung von Prof. Dr. Jürgen Bärsch (ThF), Prof. pens. Dr. Thomas Pittrof (SLF) und Prof. Dr. Bernward Schmidt (ThF) am 27. und 28. September ein kleiner Workshop statt, in dem wir vor allem erkunden wollen, welche Quellen und Phänomene für eine solche „Kulturgeschichte des Katholizismus im deutschsprachigen Raum des 20. Jahrhunderts“ überhaupt in den Blick zu nehmen wären – vom Kirchenbau bis zum Andachtsbildchen, vom liturgischen Gerät bis zum „Wort zum Sonntag“ im Fernsehen, vom Bonifatiusblatt bis zu den „Frankfurter Heften“, von der Beichtpraxis des vorkonziliaren Nachkriegskatholizismus bis zur Sexualmoral nach „Humane Vitae“, von der Missionszeitschrift bis zu Ministrantenwitzen  –, dann aber auch, welche methodischen Schwierigkeiten sich einem solchen Unternehmen in den Weg stellen könnten. Im Sinn einer ergebnisoffenen Erkundung geht es bei diesem Kolloquium nicht um gesicherte Resultate, sondern um interdisziplinäre Sondierungen und ggf. exemplarische Demonstrationen an Gegenständen, die für eine solche Kulturgeschichte von Interesse sein könnten.

Die Veranstaltung findet mit Unterstützung der Eichstätter Universitätsgesellschaft statt.

Programm:

Dienstag, 27.09.

15:00                   Begrüßung

15:20                   Fallstudie 1: Entwicklung der Beichtpraxis im 20. Jh. (J. Bärsch)

15:40                   Fallstudie 2: Medialisierungen des Katholischen im 20. Jh. (Th. Pittrof)

16:00                   Diskussion

16:30                   Kaffeepause

17:00 - 17:30      3 10-Minuten-Statements von Chr. Aka / A. Treiber / S. Holzbrecher:

                            Perspektiven ihres Fachs auf das Tagungsthema

17:30 - 18:30      Diskussion

18:30                   Abendessen

20:30                  ‚Kamingespräche‘, Bier u. Wein

Mittwoch, 28.09.

9:00 - 9:30          3 10-Minuten-Statements von Chr. Köhle-Hezinger / C. Arnold / F. Bock:

                             Perspektiven ihres Fachs auf das Tagungsthema,

                             Schwerpunkt: Methodisches / Theoretisches /Quellenfragen

9:30 - 10:00        Diskussion

10:00 - 10:30      Kaffeepause

10:30 - 12:00      Diskussion und Beschlussfassung über weiteres Vorgehen;

                            ggf. Vereinbarung einer Nachfolgetagung (mit Publikation eines Berichtbandes)

12:00                   Ende der Tagung; Gelegenheit zum Mittagessen

Teilnehmer*innen:

Prof. Dr. Christine Aka (Vechta)

Prof. Dr. Claus Arnold (Mainz)

Prof. Dr. Florian Bock (Bochum)

Prof. Dr. Christian Handschuh (Passau)

Prof. Dr. Sebastian Holzbrecher (Köln)

Prof. Dr. Christel Köhle-Hezinger (Jena/Esslingen)

Prof. Dr. Angela Treiber (KU Eichstätt-Ingolstadt)

Organisatoren:

Prof. Dr. Jürgen Bärsch

Prof. Dr. Thomas Pittrof

Prof. Dr. Bernward Schmidt