Die KU trauert um Kunsthistoriker Professor Michael F. Zimmermann

Die Katholische Universität trauert um den Kunsthistoriker Professor Michael F. Zimmermann, der im Alter von 66 Jahren verstorben ist. Zimmermann lehrte und forschte seit 2004 an der KU. Dort entwickelte er maßgeblich die Bachelor- und Masterstudiengänge „Aisthesis – Kultur- und Medienwissenschaften“, für die er bis zuletzt mit großem Engagement verantwortlich zeichnete. Zimmermann war Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Lehr- und Forschungsaufenthalte führten den international anerkannten Wissenschaftler unter anderem nach Italien, Frankreich, in die Schweiz und in die USA.

Bis kurz vor seinem Tod war Zimmermann – zum wiederholten Male – als „Distinguished Professor“ an der Scuola Normale Superiore in Pisa zu Gast, wo er über „Die Darstellung der Zeit in der Kunst von der Renaissance bis zur Videokunst“ eine Vorlesung hielt. Nach Ostern hätten wieder seine Lehrveranstaltungen in Eichstätt begonnen. Geplant waren für das Sommersemester unter anderem eine Einführung in die Kunstgeschichte, ein Seminar über „Paris als Zentrum von Kunst und Politik seit der Aufklärung“ sowie eine Exkursion in die französische Hauptstadt. Nun wurde bekannt, dass Michael Zimmermann am 9. April aus dem Leben geschieden ist. 

Geboren wurde Michael F. Zimmermann 1958 in Münster in Westfalen. Er studierte Kunstgeschichte, Philosophie und Geschichte an der Universität in Köln – verbunden mit Auslandsaufenthalten zunächst in Rom an der Bibliotheca Hertziana des Max-Planck-Instituts für Kunstgeschichte und an der Universität La Sapienza, danach in Paris an der Sorbonne. 1985 wurde Zimmermann mit einer Studie über „Seurat. Sein Werk und die kunsttheoretische Debatte seiner Zeit“ promoviert. Anschließend war er wissenschaftlicher Assistent an der Freien Universität in Berlin sowie am deutschen Kunsthistorischen Institut in Florenz. 1991 wurde Michael Zimmermann Zweiter Direktor des Zentralinstituts für Kunstgeschichte in München. Dort arbeitete der bereits international renommierte auch an seiner Habilitation über die „Industrialisierung der Phantasie. Der Aufbau des modernen Italien und das Mediensystem der Künste, 1875–1900“. 

2001 wurde er im Rahmen eines internationalen Wettbewerbs durch den Conseil National des Universités für eine Liste der für französische Professorenstellen qualifizierten Bewerber nominiert. Im gleichen Jahr lehrte er als Gastprofessor an der Universität Paris X sowie als „Robert Sterling Clark Visiting Professor“ am Williams College Williamstown in Massachusetts. 2002 wurde Zimmermann als Professor für Kunstgeschichte der Neuzeit und der Moderne an die Université de Lausanne berufen. Zwei Jahre später wechselte er als Inhaber des Lehrstuhls für Kunstgeschichte an die Katholische Universität nach Eichstätt. Auch hier blieb er international vernetzt: Amsterdam, Berlin, Mailand, Paris, Pisa, Trient – als Gastprofessor reiste er fast jedes Jahr durch Europa. 

Zimmermanns Forschungsinteresse galt insbesondere den Bildkünsten des 19. und 20. Jahrhunderts in Frankreich, Italien und Deutschland. Caspar David Friedrich, Gustave Courbet, Édouard Manet, Edgar Degas, Paul Cézanne, Van Gogh, Claude Monet – nahezu alle großen Namen tauchen in seinen Aufsätzen auf. Intensiv befasste er sich mit dem Impressionismus – aber auch mit aktuellen und historischen Theorien des Bildes. Zuletzt arbeitete er an Studien zur visuellen Narratologie („Warum Bilder nicht nur zeigen, was ist, sondern vorstellbar machen, was geschieht“) und beschäftigte sich mit dem Meer als „Sehnsuchtsort, Wirtschaftsraum, Fluchtzone und Stillleben“. Aus der langen Liste seiner Publikationen sind neben seiner Habilitationsschrift insbesondere zu nennen ein Band über „Die Kunst des 19. Jahrhunderts. Naturalismus – Impressionismus – Symbolismus“ (als Teil einer 12-bändigen Reihe über die Geschichte der Kunst, erschienen bei Beck 2011), eine Darstellung über Malerei, illustrierte Presse und das Mediensystem der Künste Ende des 19. Jahrhunderts in Italien („Industrialisierung der Phantasie“, Deutscher Kunstverlag 2006) oder ein Buch über Lovis Corinth, einenführenden Vertreter des deutschen Impressionismus (Beck 2008).

Seit 2008 war Michael Zimmermann Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, 2012 wurde er Mitglied der Academia Europaea. Viele Jahre wirkte er als Sprecher des Masterstudiengangs „Aisthesis. Historische Kunst- und Literaturdiskurse“ im Elitenetzwerk Bayern. Auch an der KU engagierte sich Zimmermann vielfältig, sei es als Prodekan, Senatsmitglied oder Sprecher des Forschungskollegs „Dialogkulturen“. Zuletzt wirkte er im DFG-geförderten Graduiertenkolleg „Practicing Place – Soziokulturelle Praktiken und epistemische Konfigurationen“ mit. 

Michael Zimmermann war auch eine außergewöhnliche Lehrerpersönlichkeit, seinen Studierenden und Promovierenden ein fürsorglicher und naher Begleiter, geistreich, humorvoll und menschlich. Profunde wissenschaftliche Kenntnisse seines Faches verband er mit interdisziplinärem Weitblick. Seine Studierenden stattete er mit soliden Grundlagen der Kunstgeschichte und ihren Methoden aus und steckte sie zugleich mit seiner Leidenschaft für die Kunst an. Seine Vorlesungen und Exkursionen waren Reisen in die Kultur- und Sozialgeschichte, die weit über den erwartbaren Horizont seines Faches hinausgingen. 

Die Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt verliert mit Michael Zimmermann einen enthusiastischen Lehrer, herausragenden Forscher und einzigartigen, warmherzigen Menschen. Sie ist bestürzt über den viel zu frühen Tod von Professor Zimmermann und wird ihm ein ehrendes Andenken bewahren.

Die KU gedenkt Michael Zimmermann am Mittwoch, 7. Mai 2025 mit einer Andacht in der Schutzengelkirche in Eichstätt. Beginn ist um 11 Uhr.

Nachruf des Lehrstuhlteams
Nachruf des Zentralinstituts für Kunstgeschichte München
Nachruf des Forschungskollegs Dialogkulturen
Nachruf des ZRKG