Erkenntnisinteresse und Forschungsfrage:
Medieninhaltsanalysen zur Darstellung von Flucht(Migration) haben in der Kommunikationswissenschaft eine lange Tradition. Eher selten stehen dabei jedoch Konzepte der Unterbringung von Geflüchteten und die zugehörigen Diskurse in lokalen Öffentlichkeiten im Mittelpunkt der Analyse.
Der Beitrag begegnet diesem Forschungsdesiderat, indem er der Frage nachgeht, welche Themen, Bewertungen und Forderungen im massenmedialen Diskurs über Ankereinrichtungen in der Berichterstattung ansässiger Regionalzeitungen eine Rolle spielen.
Ein weiteres zentrales Erkenntnisinteresse überprüft die Repräsentation verschiedener Sprecher:innen im medialen Diskurs im Allgemeinen und nimmt vor allem die Sicht- und Hörbarkeit geflüchteter Menschen in der journalistischen Auseinandersetzung mit ihrer Unterbringungssituation in den Blick.
Methoden:
Quantitative Inhaltsanalyse von rund 500 Artikeln aus sieben Lokal- und Regionalzeitungen sowie des Boulevardmediums BILD auf Bundesebene. Die Selektion der Analyseeinheiten erfolgte mithilfe verschiedener digitaler Datenbanken oder in den Online-Archiven der jeweiligen Titel. Ausgewählt wurden relevante Artikel im Zeitraum vom 1. Januar 2018 bis zum ersten Jahrestag der Ankerzentren am 1. August 2019, um sowohl den Diskurs zur Einführung der Ankerzentren als auch die Themensetzung im ersten Jahr ihrer Laufzeit zu dokumentieren.
Laufzeit:
Oktober 2019 – September 2020
Projektdesign:
Das Projekt widmet sich den lokalen öffentlichen Aushandlungsprozessen zur Unterbringungssituation geflüchteter Menschen in Bayern und Sachsen. Journalistische Berichterstattung wird in diesem Zuge selbst als Faktor der (Im-)Mobilisierung und öffentliche Kommunikation als eigene Dimension der Mobilität konzeptualisiert. Mit Blick auf eine solche kommunikative Mobilität ist es Teil des gesellschaftlichen Auftrags journalistischer Medien, als Forum und integrative Plattform möglichst vieler unterschiedlicher Stimmen zu dienen und gesellschaftliche Aushandlungsprozesse zu moderieren. In der Folge entwickelt diese medial konstruierte politische Öffentlichkeit wiederum ein eigenes Mobilisierungspotential, das sowohl die Meinungsbildungsprozesse der Bürger:innen als auch politisches Handeln beeinflussen kann.
Zentrales Ergebnis:
Der Diskurs zu Ankereinrichtungen in massenmedialen lokalen Öffentlichkeiten bewertet die Unterbringungssituation zwar insgesamt durchaus kritisch, jedoch weniger differenziert denn polarisiert. So bedienen die analysierten Artikel in der Regel einen engen Kanon von Narrativen, die zudem überwiegend einen problemzentrierten Blickwinkel einnehmen und den Geflüchteten kaum die Möglichkeit einräumen, sich aktiv an der Gestaltung der Öffentlichkeit zu Ankerzentren zu beteiligen.
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