Universitätsallee 1
85072 Eichstätt
Telefon: +49 8421 9321501
E-Mail (mailto: Johanna.Pfahler@ku.de)
Bitte beachten Sie: Sobald Sie sich das Video ansehen, werden Informationen darüber an Youtube/Google übermittelt. Weitere Informationen dazu finden Sie unter Google Privacy.
Volkskunde ist eine genuin kulturwissenschaftliche Disziplin. Kultur - ein zentraler theoretischer Begriff des Faches - wird nicht verstanden als ein festes, abgeschlossenes System von Traditionen und Werten, das geographisch oder national klar abgegrenzt ist. Der Begriff umschreibt vielmehr Prozesse, in denen Menschen (Gruppen, Gesellschaften) miteinander umgehen, sich verständigen und organisieren, ihre Lebens- und Erfahrungsräume gestalten.
Dabei bedienen sie sich oft unbewusster tradierter Orientierungsmuster ( Habitus, Mentalität), oder greifen bewusst auf sie zurück, verändern sie oder entwickeln neue Strategien in Anpassung an Modernisierungsschübe und den einhergehenden gesellschaftlichen Wandel. Volkskunde richtet ihren Blick auf die in diesem Prozess geschaffenen, selbstverständlichen (alltags)kulturellen Äußerungen breiter Bevölkerungsschichten (Popular-, Massenkultur).
Dieser sogenannte Sachkanon demonstriert den "weiten" Kulturbegriff der Volkskunde. Sie begreift das Kulturschaffen als spezifisch menschliche Fähigkeit der Lebensweltgestaltung, die sich in bestimmten Handlungsmustern und deren Ding- und Symbolproduktion ausdrückt.
Die Untersuchungsgegenstände haben zur Ausbildung einer Vielzahl spezieller Forschungsfelder geführt. Nur einige können hier genannt werden:
Über Gegenstände und Arbeitsfelder allein ist die Disziplin Volkskunde nicht hinlänglich zu bestimmen. Erst aus ihren Betrachtungsweisen, kulturanalytischen Problemstellungen und den entsprechenden methodischen Zugängen entsteht das spezifisch Volkskundliche. Mit Begriffspaaren können spezifische Problemfelder umschrieben werden, die bestimmte Fragen nach sich ziehen.
Mit diesen Fragen sollen Einsichten in die Vielfalt und Komplexität von Kulturen in Europa und ihrer Phänomene gewonnen werden. Diese gilt es in ihren historischen Tiefendimensionen, ihren sozialen Verhältnissen und ihren regionalen Ausprägungen zu verfolgen. Auf eine Formel gebracht geht es um das wechselseitige Verhältnis von: Kultur - Geschichte - Gesellschaft - Raum.
Volkskundliche Kulturanalysen basieren meist auf sog. Mikrostudien, die sowohl auf die Vergangenheit als auch auf die Gegenwart bezogen sein können. Sie sind historischen wie philologischen Methoden verpflichtet, besonders aber auch ethnologisch-sozialwissenschaftlichen Methoden und Zugängen, da sie zeitgenössische Phänomene in ihrem historisch-kulturellen Gewordensein erklären. Die mit dem "ethnologischen Paradigma" (Fremdverstehen) verbundenen qualitativ hermeneutischen Verfahren mit deutlich selbstreflexiven Impetus gehen in die historisch-kritische Analyse ein. Besonders enge Verbindungen ergeben sich daher mit den Nachbarfächern Geschichte, Soziologie, Sprach- und Literaturwissenschaft, Kunstgeschichte, sowie der in Eichstätt nicht vertretenen Ethnologie und Religionswissenschaft.
Bei der Deutung kultureller Systeme am Beispiel des regional Verorteten, d.h. kleiner und konkreter Untersuchungs- und Beobachtungsfelder, dürfen aber auch die Orientierungen und der Kontext internationaler und interdisziplinärer Kulturforschung nicht fehlen. Zudem ist der überregionale Vergleich als methodisches Erkenntnisinstrument besonders wichtig angesichts zunehmender globaler Kulturkontakte und -konflikte. Nur so ist gezieltes kritisches Sehen und Erkennen von kulturellen Zusammenhängen und kulturellem Wandel im eigenen Kulturraum möglich.
Diachrone und synchrone Schnitte sind dabei zu kombinieren: Was wir heute als kulturell geprägt oder regional- nationalspezifische Mentalitäten wahrnehmen, ist für den europäischen Raum Produkt und Erbe frühneuzeitlicher Territorialität hinter späteren nationalen und nationalistisch orientierten Prägungen. Lokale Gesellschaften, Gruppen oder Individuen in ihren spezifisch kulturell sichtbaren Handlungsweisen entspringen nicht hermetisch abgeschlossenen, autonomen Traditionssystemen.
Der mitteleuropäische deutschsprachige Raum mit dem Schwerpunkt der näheren Regionen bleibt der zentrale Untersuchungsraum der in Eichstätt vertretenen Volkskunde, natürlich mit vergleichendem Blick auf europäische Länder in Abhängigkeit zu Forschungslage und Sprachkompetenz. Nicht zuletzt aufgrund des gemeinsamen historischen Diskursraumes "Europa" und des dort ausgebildeten "ethnologischen Paradigmas" wird Volkskunde in Eichstätt auch als Europäische Ethnologie aufgefasst.
Neben dieser Bezeichnung trägt das Fach an deutschen Universitäten auch Namen wie Empirische Kulturwissenschaft und Kulturanthropologie. Dies hat ideen- und wissenschaftsgeschichtliche Hintergründe. Die "Entdeckung" des "Volkes" während Aufklärung und Romantik und die seither vielfältig ausgebildeten Bedeutungsinhalte des Wortes Volk, besonders hinsichtlich nationalen Bewusstseins, stehen in engster Verbindung zur Entwicklung und Ausbildung des Faches Volkskunde. Die politische Instrumentalisierung des Begriffes "Volk" und seiner Komposita durch die nationalsozialistische Ideologie führte zu tragischen Irrwegen. Die in der Aufarbeitung der (Wissenschafts-)Geschichte zunehmende Beklommenheit von Wissenschaftler(inne)n beim Gebrauch des äußerst problematischen Begriffes führte in den sechziger Jahren unseres Jahrhunderts an einigen Universitäten zu Umbenennungen oder Namensergänzung des Faches. Sie kündigten zugleich künftige theoretische Orientierung und Forschungsschwerpunkte an. Man orientierte sich an den traditionellen Namen ähnlicher Forschungs- und Studienrichtungen wie der Sozialanthropologie (Großbritannien), der Kulturanthropologie (USA), der Ethnologie (française) (Frankreich), der Ethnographie/ Ethnologie (Osteuropa) oder der Europäischen Ethnologie (Skandinavien). In Europa haben sich die volkskundliche, ethno-kulturanthropologisch arbeitenden Disziplinen in der "Société Internationale d'Ethnologie et de Folklore" (SIEF) mit der Zeitschrift "Ethnologia Europaea" zusammengeschlossen.
Für eine Beibehaltung des Namens Volkskunde - trotz der entstandenen problematischen begrifflichen Implikationen - sprechen jedoch die geschilderten spezifischen Zugriffe und die Fachtradition. Bis heute haben sich alle Institute und Institutionen unter dem Dach der "Deutschen Gesellschaft für Volkskunde" (DGV, gegr. 1904) zusammengeschlossen. Auch wichtige deutschsprachige Zeitschriften tragen den Namen Volkskunde im Titel. Das kritische Hinterfragen des konfliktbeladenen Begriffes Volk, insbesondere im allgemeinen Sprachgebrauch sowie seiner synonym gebrauchten Ersatzbegriffe (z.B. populär) und der dahinterstehenden Vorstellungen, gehört heute zum grundlegenden Thema im theoretischen Diskurs des Faches.
Wer sich für ein Studium der Volkskunde entscheidet, sollte Offenheit und ein intensives Interesse für Menschen in all ihren unterschiedlichen Lebensformen und -welten mitbringen. Nicht nur die gegenwartsbezogenen empirischen Verfahrensweisen der Volkskunde wie Befragung oder Beobachtung erfordern einen hohen Grad der Teilnahme und Einfühlung, auch die Analyse historischer Quellen und deren Interpretation verlangen eine Auseinandersetzung mit dem eigenen scheinbar Vertrauten und dem Unbekannten. Ohne sie ist ein Verstehen des uns "fremden", "anderen" Denkens und Handels nicht möglich. Im Studium werden diese (inter)kulturellen Kompetenzen vertieft eingeübt und erlernt.
Das Volkskundestudium ist keine spezifische Berufsausbildung. Vielmehr werden Fähigkeiten entwickelt, kulturelle Phänomene und die dazugehörigen Dokumente zu beschreiben, zu analysieren, zu interpretieren und die Ergebnisse zu vermitteln. Hierzu gehören auch Schlüsselqualifikationen, Objekte der Sachkultur zu sammeln, zu inventarisieren, zu dokumentieren und zu präsentieren.
Diese Qualitäten erweisen sich für Tätigkeitsbereiche der öffentlichen wie freien Kulturarbeit als grundlegend, ja unabdingbar. Studierende sollten die Gestaltungsfreiheit, die die Studiengänge bieten kreativ und engagiert nutzten. Die Aussichten auf einen erfolgreichen Berufseinstieg erhöhen sich mit der Kompetenz selbständig, flexibel und zweckentsprechend auf Arbeitsanforderungen und -situationen zu reagieren.
Praktische Erfahrungen sind dabei von großem Nutzen. Sie können durch Projekte an der Universität und Praktika während der Semesterferien an vielerlei denkbaren Arbeitsplätzen gesammelt werden wie Museen, Sammlungen, Zeitungen, Rundfunk. Dringend empfohlen wird die Teilnahme an Lehrveranstaltungen, die keiner Nachweispflicht unterliegen. Des Weiteren sollten Spezialveranstaltungen und Gastvorträge, auch in anderen Fachbereichen, wahrgenommen werden. Besonders die Teilnahme an Tagungen und Kongressen fördert den Erwerb vielfältiger Kenntnisse unterschiedlicher Themenbereiche und das Kennenlernen anderer Lehrmeinungen. Hierzu bieten auch Exkursionen während des gesamten Studiums eine günstige Gelegenheit. Ein Auslandsstudium (Frankreich, Italien, Österreich, Schweiz, Ungarn, etc.) ist wärmstens zu empfehlen.
Nähere Informationen zu den angebotenen Fachstudiengängen sind unter "Studium" zu finden.
Die häufig aufkommende Frage nach den Berufsperspektiven und Tätigkeitsfeldern, die sich mit dem Abschluss des Studiums der Europäischen Ethnologie / Volkskunde eröffnen, kann vielfältig beantwortet werden.
Je nach Neigung bietet der B.A.- wie auch der M.A.-Studiengang eine gute, wissenschaftlich-akademische Vorbereitung für Tätigkeiten in folgenden Bereichen:
und es besteht, im Anschluss an den M.A.-Studiengang, die Möglichkeit der Promotion im Fach Europäische Ethnologie / Volkskunde.
Für weitere Informationen bezüglich Ihrer individuellen beruflichen Perspektiven und Möglichkeiten kontaktieren Sie die Karriereberatung der KU Eichstätt.
Notwendige Cookies stellen Grundfunktionen unserer Webseite zur Verfügung. Ohne diese Cookies können Sie z.B. keine Shopfunktionen oder Logins nutzen. Die Webseite wird also ohne diese Cookies nicht richtig funktionieren.
Name | Hosts | Beschreibung | Ablauf | Typ |
---|---|---|---|---|
fe_typo_user | TYPO3 | Dieses Cookie ist ein Standard-Session-Cookie von TYPO3. Es speichert im Falle eines Benutzer-Logins die Session-ID. So kann der eingeloggte Benutzer wiedererkannt werden und es wird ihm Zugang zu geschützten Bereichen gewährt. |
||
be_typo_user | TYPO3 | Dieses Cookie ist ein Standard-Session-Cookie von TYPO3. Es speichert im Falle eines Backend-Logins die Session-ID. |
||
dv_t3_consent_management | TYPO3 | Speichert Ihre Cookie- und Trackingeinstellungen. Wenn Sie diesen Cookie löschen, müssen Sie die Einstellungen erneut vornehmen. |
1 Jahr | HTTP |
Statistik-Cookies helfen uns zu sehen, wie Besucher unsere Seiten nutzen. Diese Informationen werden anonym gesammelt.
Name | Hosts | Beschreibung | Ablauf | Typ |
---|---|---|---|---|
Matomo |