Räucherkelch

Dieses Gefäß diente als Räucherkelch und ist eine spezielle in den Nordwestprovinzen des römischen Reichs auftretende Form. Der äußere Durchmesser Kelchrandes beträgt außen 17,2 cm, am Fuß 7 cm; hoch ist der Kelch 11,1 cm. Der Fuß der Kelche war hohl, ging in ein kelchartiges Oberteil mit einem Bauchknick über und endete in einem Wellenrand. Bei diesem Räucherkelch ist lediglich der Fuß mit Kerbleistenverzierung aus rotbraunem Ton erhalten. Der Wellenrand wurde unter Zuhilfenahme besser erhaltener Exemplare ergänzt. Das Innere des originalen Teils weist Rußspuren auf, was zeigt, dass dieser Kelch als Räuchergefäß vermutlich für eine Bestattungsfeierlichkeit genutzt wurde. Während der Brandbestattung verbrannte man Weihrauch, Harze, Myrrhe oder andere Duftstoffe. Im Anschluss gab man die Kelche als Beigabe mit in das Grab. Bei der Rekonstruktion wurde sich an der typischen Form römischer Räucherkelche des 2./3. Jahrhunderts in den Rhein- und Donauprovinzen orientiert, wobei die Kerbleistenverzierung am Fuß ein außergewöhnliches Merkmal darstellt.

RK
Abb. Räucherkelch, nach der typischen Form des 2./3. Jh. der Rhein- und Donauprovinzen rekonstruiert, Foto: Nadin Burkhardt 2021

Vergleichsstück

Räucherkelch
Abb. Räucherkelch (S. Schnurbein, Das römische Gräberfeld von Regensburg II (1977) Tafel 9 2-3)

Ein gutes Vergleichsstück stammt wie bei der Urne aus einem Grab in Regensburg: Siegmar von Schnurbein, Das römische Gräberfeld von Regensburg II. Tafeln, Kallmünz 1977, Tafel 9, vgl. auch: Tafel 17, 18, 23.

Literatur

S. von Schnurbein, Das römische Gräberfeld von Regensburg I. (1977) S. 47-49.

C. Höpken, Sonstige Keramik, in: T. Fischer (Hrsg.), Die römischen Provinzen. Eine Einführung in ihre Archäologie (2001) S. 299.