Urne

Das Gefäß diente als Urne für eine römische Brandbestattung in Nassenfels. Nach der Verbrennung des Verstorbenen wurden die Überreste aufgelesen. Anschließend gab man diesen Leichenbrand in die Urne, welche zusammen mit anderen Grabbeigaben in eine Grube gesetzt wurde. Römische Urnen konnten aus Glas, Ton oder Marmor bestehen und verschiedene Verzierungen aufweisen. Bei dieser handelt es sich um eine typische Kolbenrandurne mit umgeschlagenen Rand, was vor allem durch ihren fehlenden Hals, aber auch durch die bauchige Grundform zu erkennen ist. Die Form wurde in der römischen Provinz Raetien häufig verwendet und trat in vielen Varianten auf. Sie besteht aus grauem Ton mit schwarzgrauem Überzug. Die Wandung war zerbrochen und wurde rekonstruiert. Die Urne ist 30 cm hoch und ihr weitester Durchmesser beträgt 17 cm bei einer Öffnung von 10 cm.

Wie man an den Gräberfunden von Nassenfels erkennen kann, wurde nicht bei jeder Brandbestattung eine Urne zur Aufnahme des Leichenbrandes verwendet. Bei 29 der 59 Gräber, die Anfang des 20. Jahrhunderts gefunden wurden, bedeckte man die Überreste lediglich mit großen Scherben oder gar nicht.

Urne
Abb. Römische Urne, Foto: Nadin Burkhardt 2021

Vergleichsstück

Urne
Abb. Urne (S. Schnurbein, Das römische Gräberfeld von Regensburg II (1977) Tafel 2)

Ein gutes Vergleichsstück stammt aus einem Gräberfeld bei Kastell und Siedlung in Regensburg: Siegmar von Schnurbein, Das römische Gräberfeld von Regensburg II. Tafeln, Kallmünz 1977, Tafel 2; vgl. auch: Tafel 65, 69, 72, 134, 143.

Literatur

S. von Schnurbein, Das römische Gräberfeld von Regensburg I. (1977) S. 39-46.

R. Fecher, Die römischen Gräberfelder von Rottweil. Arae Flaviae (Text) (2012) S. 35-45.

M. Altjohann, Grab- und Bestattungssitten, in: T. Fischer (Hrsg.), Die römischen Provinzen. Eine Einführung in ihre Archäologie (2001) S. 195-199.