Inschriftensteine aus Nassenfels

Die Weihesteine, von denen auch in Nassenfels Exemplare gefunden wurden, zählen zu den Votiven, also den Weihegaben. Hierbei handelte es sich um symbolische Gaben oder Opfer, die zum Beispiel in Form kleiner Steinaltäre mit Inschrift den Göttern dargebracht wurden. Steindenkmäler wurden im Raum Nassenfels in großer Zahl ausgegraben. Dies liegt zum einen daran, dass Nassenfels eine Siedlung am Schnittpunkt wichtiger Verkehrswege war, in der sich viele Handwerker, Händler und Soldaten niederließen. Zum anderen war sicherlich auch die natürlichen Ressourcen ausschlaggebend dafür, dass Archäologen dort auffällig viele Steindenkmäler fanden. Unmittelbar in der Nähe der Siedlung befindet sich ein Steinbruch aus Jurakalk, der nachweislich schon zur Zeit der Römer genutzt wurde. So gut wie alle gefundenen Stücke entstammen den Kalkformationen dieses Steinbruchs. Pia Eschbaumer, eine Archäologin, die sich um die Sammlung von Nassenfels sehr verdient machte, teilte die Steindenkmäler mit Inschrift in 4 Gruppen: Bauinschriften, Gedenk- und Ehrenmonumente, Grabdenkmäler und Weihesteine.

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Abb. 1, 2: Altarstein aus der Sammlung Nassenfels. Foto: Nadin Burkhardt 2021
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Letztere stellen nahezu die Hälfte des Gesamtbestands dar. Aufgrund des Zustandes vieler Steinmonumente ist der göttliche Adressat oft nicht mehr auszumachen. Insgesamt sind für Nassenfels 17 dieser Weihungen bekannt. Geweiht waren diese meist Gottheiten, Herrschern oder berühmten Persönlichkeiten. Ebenso vielfältig waren die Bitten und Danksagungen, welche dargebracht wurden. Geweiht wurden dabei bildliche Darstellungen, Reliefs und Skulpturen von Göttern, Tempel, Altäre oder Inschriftensteine.

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Vergleich Weihesteine farbige Rekonstruktion (Saalburg) und Steinmonument Sammlung Nassenfels. Farbiger Stein vgl. https://commons.wikimedia.org/wiki/File:26-Xipolis_20150430_Saalburg_Exponat-Weihestein.JPG
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Abb. Weihestein Sammlung Nassenfels, Foto: Nadin Burkhardt, 2021

Diese konnten reich verziert und regelrecht bunt sein. Die gelb-braune, beschädigte Oberfläche der Funde lässt die ursprüngliche Pracht solcher Weihesteine nicht mehr erahnen. Auch wenn die Inschriften der meisten Weihesteine nicht mehr leserlich sind, so gibt es doch noch ein paar, auf welchen die Namen des Gottes oder der Gottheiten entziffert werden konnten. Häufig wird Iuppiter, der höchste Gott des römischen Pantheons, verehrt. Auch dem einheimischen Flußgott Neptunus Danuvius wurden Inschriften geweiht. Dies zeigt sehr gut, wie sich die Kulturen der Römer und der Ansässigen nach und nach verbanden und beeinflussten. Da Nassenfels zunächst ein militärischer Stützpunkt der Römer war, ist es wenig verwunderlich, dass auch dem Kriegsgott Mars und der Siegesgöttin Victoria einige Inschriften geweiht waren. Mercur war in den römisch-gallischen Provinzen besonders beliebt. Aber auch ursprünglich hauptsächlich in den Nordwestprovinzen verehrte Gottheiten wie die Pferdegöttin Epona wurden auf Inschriften erwähnt; eines der Epona stammt ebenfalls aus Nassenfels. Die Inschriften folgten einem Formular und nutzten häufig Abkürzungen, deren Bedeutungen den Zeitgenossen wohl bekannt waren. Ein häufig zu lesendes Beispiel wären die Buchstaben I O M, die für Iovo Optimo Maximo (Bedeutung: dem besten und größten Jupiter) standen. Oft ergibt sich die Bedeutung einer solchen Abkürzung nur aus dem Kontext der restlichen Inschrift. Sehr gut verdeutlicht dies ein Altarstein aus Nassenfels, welcher dem Genius Alae einer bekannten Militäreinheit, den Ala I Flavia Gemelliana durch Don(ius) Belleni(us) gestiftet wurde.

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Bildnachweis: http://db.edcs.eu/epigr/bilder.php?s_language=de&bild=$AE_1986_00531.jpg

Inschrift des Nassenfelser Altars zu Ehren des Genius der Ala I Flavia Gemelliana (nach Karlheinz Dietz):

G( enio) • a(lae) • I • [Flav(iae)]
Gemel[l( ianae)]
Don(---) Bel
lin(us) aram
d(onum) d(edit)

Hierbei handelte es sich um eine Reitereinheit, die sich aus Soldaten der römischen Provinz Raetia rekrutierte. Dies ist die Provinz, in der sich die römische Siedlung von Nassenfels befand. 1973 wurde der stark beschädigte Altar beim Abriss des alten Hauses Neuburger Straße 8 in Nassenfels unter Bauschutt gefunden.

Literatur

K. Dietz, Bemerkungen zu Inschriften aus Nassenfels, Lkr. Eichstätt Oberbayern. Mit Tafel 2-3, Sonderdruck aus „Bayerische Vorgeschichtsblätter“ 71 (2006). Gedenkschrift für Jochen Garbsch (München 2006), S.33-42.

P. Eschbaumer, Das Römische Nassenfels und sein Umland (München 1990), S.95-102.

M. G. Schmidt, Lateinische Epigraphik. Eine Einführung, 3. Aufl. (Darmstadt 2015), S.44-48.