Abgeschlossene Qualifikationsarbeiten

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Lizentiatsarbeiten

Roman Sadovyi: Die Heiligung des Weins in der Liturgie der Vorgeweihten Gaben

Die Heiligung des Weins in der Liturgie der Vorgeweihten Gaben des byzantinischen und der Karfreitagsliturgie des römischen Ritus
Roman Sadovyi

Roman Sadovyi, Ukraine, Ukrainische Griechisch-Katholische Kirche, Exarchat Odesa

Im Osten und Westen gelangten die Kirchen im Laufe der Geschichte zu der Überzeugung, dass es Tage im Jahreskalender gibt, an denen die Eucharistie nicht gefeiert werden soll. Im Osten gibt es deshalb traditionelle „aliturgische“ Tage während der Fastenzeit, im Westen betrifft dies den Karfreitag. Um dem Wunsch der Gläubigen nach dem Empfang der Kommunion zu entsprechen, haben beide Riten eine ähnliche Lösung gefunden: Die Liturgie der Vorgeweihten Gaben im Osten bzw. die Karfreitagsliturgie im Westen. In beiden Gottesdiensten findet die Konsekration nicht mehr statt, sondern die eucharistischen Gaben wurden bereits vorgeweiht.

Das Problem, auf das die beiden Riten dann stießen, bildet die Leitfrage meiner Lizentiatsarbeit: Das Brot ist in den Leib Christi vorkonsekriert, aber was geschieht mit dem Wein? Wird er etwa durch Berührung mit dem Leib Christi konsekriert? Gibt es andere Ansichten und Erklärungen bezüglich der Rolle des Weins in diesen Gottesdiensten, und wie hat sich diese Geschichte entwickelt?

Zwei Riten mit gleichen Problemstellungen stoßen hier auf eine gemeinsame Frage, die von den ost- und westkirchlichen Theologen im Laufe der Jahrhunderte nicht immer gleich beantwortet wurde. Theologische Entwicklungen dieser Frage im Osten und Westen bilden den Schwerpunkt meiner Arbeit. Ein Vergleich beider soll möglicherweise eine Antwort auf die Frage geben, warum die Kommunion sowohl in der Liturgie der Vorgeweihten Gaben als auch in der Karfreitagsliturgie heute nur unter der Gestalt des Brotes erfolgt.

Ruslan Stetsyk: Prinz Max von Sachsen als Lehrer der Ostkirchenkunde in Lemberg

Prinz Max von Sachsen als Lehrer der Ostkirchenkunde in Lemberg am Beispiel seiner Vorlesung zur Jakobusliturgie
Ruslan Stetsyk

Ruslan Stetsyk, Ukraine, Ukrainische Griechisch-Katholische Kirche, Eparchie Sambir-Drohobych

Prinz Max von Sachsen (1870–1951) ist eine der wichtigen Persönlichkeiten der Römisch-katholischen Kirche in der ersten Hälfte des 20. Jh. Er war ein promovierter Rechtswissenschaftler und ebenso ein promovierter Theologe, der im Bischöflichen Lyzeum in Eichstätt Theologie und Philosophie studiert hatte und 1896 in der Eichstätter Schutzengelkirche zum Priester geweiht wurde. In der Hoffnung auf die Wiedervereinigung der Kirchen widmete er sein ganzes Forscherleben der Untersuchung des christlichen Ostens.

Unter den zahlreichen Kontakten mit verschiedenen Ostkirchen hatte er ein besonderes Verhältnis auch zur Ukrainischen griechisch-katholischen Kirche. Auf die Einladung des Metropoliten Andrej Šeptyсʹkyj war er oft in Lemberg. Von 1910 bis 1914 hielt er dort seine „Vorlesungen über orientalische Kirchen“ im Lemberger Priesterseminar. Nicht alle Skripte und Notizen dieser Vorlesungen sind bis jetzt überhaupt digitalisiert und bleiben deshalb für die Ostkirchenforschung offen und interessant.

Weil das Forschungsfeld noch unzureichend untersucht ist, sind die Quellentexte oft nur als Manuskripte vorhanden und die Hintergrundinformationen überwiegend in Zeitungsarchiven zu suchen. Aus diesem Grund arbeite ich in meiner Forschungsarbeit sehr deskriptiv. Die Hauptaufgabe meiner Lizentiatsarbeit ist es dabei, eine der Vorlesungen von Prinz Max zu analysieren, nämlich sein Vorlesungsmanuskript zur Jakobusliturgie. Anhand dieses Textes möchte ich das theologische Profil des Prinzen Max von Sachsen entwickeln sowie seinen methodischen Stil analysieren. Ich hoffe, dass die Arbeit zu einem Anstoß für weitere Forschungen wird.

Dmytro Vasylenko: Karl Christian Felmy als westlicher Theologe der Orthodoxie

Karl Christian Felmy als westlicher Theologe der Orthodoxie
Bild Vasylenko

Dmytro Vasylenko, Ukraine, Ukrainische Orthodoxe Kirche, Eparchie Kyiv

Karl Christian Felmy ist deutscher Theologe und emeritierter Professor für Geschichte und Theologie des christlichen Ostens an der Universität Erlangen-Nürnberg. Im Februar 2007 konvertierte der lutherische Forscher zur russisch-orthodoxen Kirche und ist jetzt Diakon. Seine theologischen Werke erschienen in mehreren Sprachen und finden bis heute Leser unter vielen orthodoxen Gläubigen, Seminaristen und Wissenschaftlern.

Zu erwähnen sind beispielsweise folgende drei Bücher: „Predigt im orthodoxen Russland. Untersuchungen zu Inhalt und Eigenart der russischen Predigt in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts“ (1972), „Die Deutung der Göttlichen Liturgie in der russischen Theologie. Wege und Wandlungen russischer Liturgie-Auslegung“ (1984) „Einführung in die orthodoxe Theologie der Gegenwart“ (1990, 2010, 2014).

Den Forschungsschwerpunkt meiner Lizentiatsarbeit bildet das theologische Erbe Prof. Felmys, welches ich kritisch analysieren und systematisch darlegen möchte. Die Leitfrage liegt darin aufzuzeigen, inwiefern seine Ansätze originell sind: An welchen Stellen hinterlässt beispielsweise sein protestantischer Hintergrund sichtbare Spuren in seinem theologischen Denken? Womöglich wirft er selbst durch seinen Hintergrund innerhalb der orthodoxen Theologie neue Fragen auf.

Um das theologische Denken von Prof. Felmy zu analysieren, gehe ich nur sehr kurz auf sein Leben ein, etwas ausführlicher aber auf die theologischen Ansätze, besonders der sogenannten Akademietheologie, die sein Denken stark geprägt haben. Erste Einblicke zeigen, dass sich sein Liturgieverständnis, seine Mariologie und seine Eschatologie als besonders interessant erweisen.

Magisterarbeiten

Miroslav Házy: Mikuláš Russnák

Mikuláš Russnák und sein Beitrag zur Verkündigung des Dogmas der leiblichen Aufnahme Mariens in den Himmel
Miroslav Hazy

Miroslav Házy, Slowakei, Slowakische Griechisch-Katholische Kirche, Eparchie Košice

Im Jahr 1946 versandte Papst Pius XII. (1939–1958) die Enzyklika Deiparae Virginis Mariae an das Weltepiskopat: Er wollte die Bischöfe nach ihrer Meinung befragen, ob und wie die leibliche Aufnahme Mariens in den Himmel als Glaubenssatz vorgelegt und definiert werden könne. Aus der ganzen Welt kamen theologische Erklärungen, Ansätze und Studien nach Rom, unter anderem auch aus der Slowakei.

In der Slowakei beauftragte der Bischof der griechisch-katholischen Eparchie Prešov, Pavel Peter Gojdič, den Domkapitular Mikuláš Russnák (1878–1954) mit der konkreten Aufgabe, eine Studie über die Aufnahme Mariens in den Himmel zu verfassen. Russnák war damals Professor für Dogmatik an der Comenius Universität in Bratislava und hatte zu diesem Zeitpunkt zufälligerweisebereits gerade eine solche Abhandlung geschrieben. Darin legt er dar, dass sich auch aus der Perspektive der byzantinischen Theologie die Dogmenverkündigung rechtfertigen lasse.

Ausgangspunkt in Russnáks Argumentation zugunsten eines Dogmas der leiblichen Aufnahme Mariens in den Himmel sind vor allem die liturgischen Texte der byzantinischen Tradition. Worin besteht nun die Originalität seines Ansatzes und wie erschließt sich dann sein besonderer Beitrag zur Etablierung dieses Dogmas? Russnák ist ohne jeden Zweifel sehr darum bemüht, eine Verbindung zwischen ost- und westkirchlicher Theologie herzustellen, und aus seiner Verwurzelung im byzantinischen Ritus gelingt ihm dies vor allem im Hinblick auf das liturgische Erbe. Das Profil seines eigenen griechisch-katholischen Standpunktes ist jedoch auch dadurch geprägt, dass er bestimmte hermeneutische Zugänge wählt, welche orthodoxer Theologie unzugänglich waren und bis heute sind, vor allem die nur im Westen praktizierte Privilegientheologie zur Beschreibung der Eigenschaften Mariens.

Die Magisterarbeit arbeitet diese Aspekte im Einzelnen heraus und zeigt auch, wo der ökumenische Impetus des großen slowakischen Theologen an seine Grenzen stößt und sich dieser quasi als Theologe „mit lateinischem Kopf und byzantinischem Herz“ erweist.

Roman Horodetskyy: Die eucharistischen Gaben als Ikone der Kirche

Die eucharistischen Gaben als Ikone der Kirche und die Heiligung des Lammes. Ein kritischer Blick auf Entwicklungen in der Feier der Proskomidie in der KyiverMetropolie vor und nach der Union von Brest
Roman Horodetskyy

Roman Horodetskyy, Ukraine, Ukrainische Griechisch-Katholische Kirche, Eparchie Sokal-Zhovkva

Die Entfaltung der byzantinischen Liturgie bin hin zu ihrer heutigen Gestalt korespondierte immer mit der Theologie, die dahinterstand. Allerdings birgt die Komplexität des heutigen byzantinischen Ritus in den verschiedenen Kirchen dieser Tradition in sich auch eine lange geschichtliche Entwicklung sowie äußere Einflüsse. Die Liturgie, die die Kyiver Metropolie aus Konstantinopel übernommen hat, ist nach der Union von Brest (1596) und der Synode von Zamość (1720) logischerweise in einen engeren Kontakt mit der westlichen Tradition geraten und hat sich ineinigen Aspekten unter deren Einfluss verändert.

Die Leitfrage dieser Magisterarbeit ist, inwiefern die ursprüngliche, seit der mittelbyzantinischen Zeit voll ausgefaltete Symbolik und Theologie der Gabenbereitung (Proskomidie) mit der heutigen Praxis der Ukrainischen griechisch-katholischen Kirche übereinstimmt. Die Analyse der Liturgieentwicklung zeigt, dass sich die theologische Deutung der Proskomidie über eine lange Zeit entwickelt hat. Das Besondere dieser Entwicklung ist die Herausbildung eines Verständnisses, welches in den eucharistischen Gaben eine Ikone der Kirche erblickt, sodass in Feier der Eucharistie nicht alle auf dem Diskos befindlichen Brotteile konsekriert werden, sondern lediglich das Christus symbolisierende „Lamm“ – das zentral platzierte größte Stück – geheiligt und als Kommunion empfangen wird. Diese Praxis ändert sich schon sehr bald nach dem Abschluss der Union von Brest in der mit Rom vereinigten Kirche in der Metropolie von Kyiv. Warum und wie diese Änderung auf der theologischen Ebene erklärt wird bzw. ob sie überhaupt eine Erklärung findet, ist das Untersuchungsobjekt meiner Arbeit.

Schließlich bieten sich als Ergebnis dieser Untersuchung auch einige Reform- bzw. Verbesserungsvorschläge für die kirchliche Praxis an. Auf jeden Fall kann diese Arbeit zumindest für eine weitere theologische Diskussion in der Ukrainischen griechisch-katholischen Kirche sorgen, um den Vollzug der eigenen eucharistischen Praxis kritisch zu reflektieren.

Markiian-Illia Mykytchyn: Wüstenväter als Therapeuten

Wüstenväter als Therapeuten. Eine Untersuchung zum Umgang geistlicher Väter mit depressiven Erfahrungen in den Apophthegmata Patrum
Markijan Mykytchyn

Markiian-Illia Mykytchyn, Ukraine, Ukrainische Griechisch-Katholische Kirche, Eparchie Stryi

In der Wüste waren die Mönche von anderen Menschen großenteils isoliert und konnten so ihre eigene Seele besser erforschen. Sie kämpften mit den Versuchungen und verschiedenen Gedanken, um die Ruhe des Herzens zu finden und ein heiliges Leben in Frieden zu erreichen. Meine Magisterarbeit ist ein Beitrag zu diesem Bereich der ostkirchlichen Spiritualität.

Im Zentrum der Untersuchung stehen also die Wüstenväter, deren Gedanken und Werke ihre Aktualität auch für die Christen des 21. Jahrhunderts bewahren. Da man natürlich nicht alle Werke von allen Kirchenvätern in einer solchen Arbeit untersuchen kann, wird hier exemplarisch vorgegangen: Der Schwerpunkt liegt auf den berühmten Apophthegmata Patrum – den Sprüchen der Wüstenväter (ca. 5. Jahrhundert) –, und zwar mit einem besonderen Akzent auf den Themen Schwermut und Depression. Anhand konkreter Beispiele möchte diese Magisterarbeit also die Aktualität der ostkirchlichen Spiritualität für unsere heutige Zeit hervorheben.

So sind die Wüstenväter auch heute Therapeuten zu begreifen, deren Gedanken, Beobachtungen und Ratschläge im geistlichen Leben des gegenwärtigen Menschen sehr hilfreich sein können. Ein gelegentlicher Vergleich mit zeitgenössischen Autor*innen und Forscher*innen im Bereich der Psychologie und Psychotherapie soll dies veranschaulichen.

Alex Peedikayil: „Puthenkuttukar“ – westsyrische Identität in Indien

„Puthenkuttukar“ – westsyrische Identität in Indien: Aspekte aus der formativen Periode des 17. und 18. Jahrhunderts
Alex Peedikayil

Alex Peedikayil, Indien (Kerala), Syro-Malankarische Kirche, Erzeparchie Thiruvalla

Im 17. Jh. versuchten portugiesische Missionare die indisch-malabarische Kirche zu latinisieren, was zu einer Spaltung unter den Thomas-Christen führte. Aus dem Widerstand gegen den Latinisierungsversuch entstand eine neue christliche Gemeinde, von denen ein Teil, genannt ‘Puthenkuttukar’ („neue Partei“), sich später der westsyrischen Kirche in Antiochien anschloss. Dieser Prozess ist bis heute Thema theologischer Diskussionen und Fragen: Was waren die Gründe für diese Spaltung? Wie kam die „neue Partei” überhaupt in Berührung mit der westsyrischen Kirche, also mit einer Kirche, die einer ganz anderen Tradition angehörte?

Die Leitfrage meiner Magisterarbeit lautet: Wie versuchte die „neue Partei” eine eigene indische westsyrische Identität unter den Thomas-Christen im 17.–18. Jh. auszubilden? Wie gelang es ihnen, vor allem im Spannungsfeld zwischen der ursprünglichen ostsyrischen Tradition, der portugiesischen Latinisierung und der neuen westsyrischen Tradition, ihre Identität zu wahren?

In den späteren Jahrhunderten entstanden viele Spaltungen und Streitigkeiten innerhalb der Puthenkuttukar selbst. In meiner Arbeit beschäftige ich mich mit der Zeitperiode von 1653 bis 1772, in der diese Gruppe entsteht, ihre Identität herausbildet und zum gemeinsamen Vorläufer einiger späterer und bis heute abgespaltenen Kirchen wird.

Lea Strobel: Melania die Ältere

Melania die Ältere – Eine römische Aristokratin inmitten der „palästinischen Männerwelt“ an der Schwelle zum 5. Jahrhundert
Lea Strobel

In dieser Arbeit soll eine besondere asketische Frau des 4. Jh. im Mittelpunkt stehen. Aus Spanien stammend wächst Melania die Ältere als römische Aristokratin auf. Sie wird sehr früh im Alter von 22 Jahren Witwe und verliert zudem fast zeitgleich zwei ihrer drei Söhne. Nach diesen Schicksalsschlägen will sie ihr Leben ganz Gott widmen und wendet sich der Askese zu. Die asketische Lebensweise zog zu dieser Zeit sehr stark Frauen an, da sie auf diese Weise aus der römischen Kultur und ihrer damit verbundenen Stellung und ihren Aufgaben in der Familie ausbrechen konnten. Die Analyse der römischen Kultur im 4. Jahrhundert zeigt, dass neben dem Muttersein nur noch das Leben als Jungfrau ein würdiges Leben für Frauen darstellte. Nach einigen Jahren als Asketin in Rom brach sie in die Wüste nach Ägypten auf und gelang schließlich nach Jerusalem, weshalb man sie auch als Brückenbauerin zwischen Ost und West bezeichnen kann.

Im zweiten Teil der Arbeit soll genauer auf diese verbindenden Momente zwischen dem Osten und dem Westen eingegangen werden, mit dem besonderen Augenmerk auf die Idee vom Heiligen Land und ihre Verbreitung in den Westen und die damit verbundenen Einflüsse auf die Kirchenbauten und die Kunst in Rom. Angekommen in Jerusalem baute sie ein Frauen- und ein Männerkloster auf dem Ölberg. Dem Frauenkloster stand sie 27 Jahre vor, dem Männerkloster ihr geistlicher Begleiter Rufinus. Sie fungierte als Vermittlerin in einigen Streitigkeiten, besonders bei der Erzfeindschaft zwischen Hieronymus und Rufinus, was sich auch im Wandel ihrer Beurteilung durch Hieronymus niederschlägt. Zudem verstärkte sich durch die origenistischen Streitigkeiten die Konkurrenz zwischen den Klöstern von Melania und Rufinus auf dem Ölberg und von Paula und Hieronymus in Bethlehem. Dieses Konkurrenzdenken schlug sich auch in den Briefen und Werken des Paulinus von Nola und des Hieronymus nieder. Bei ihrer kurzen Rückkehr nach Rom konnte sie ihre Enkelin von den Vorteilen eines asketischen Lebens überzeugen, was zur Folge hatte, dass diese ihr Erbe in Jerusalem weiterführte.

Kostiantyn Mykhanchuk:Die Lehre vom Gebet in den Werken des Heiligen Gregorios Palamas

Die Lehre vom Gebet in den Werken des Heiligen Gregorios Palamas
Kostiantyn Mykhanchuk

Kostiantyn Mykhanchuk, Ukraine, Ukrainische Orthodoxe Kirche, Eparchie Uman

Gregorios Palamas ist einer der bedeutendsten orthodoxen Lehrer und er ist bekannt v. a. für seine Apologie der Gebetspraxis von Hesychasten. In dieser Magisterarbeit wird auf folgende Fragen eingegangen: Was ist der Kern des hesychastischen Gebets? Welche Arten des Gebets werden von Palamas erwähnt, und welche Voraussetzungen führen zum Erfolg im Gebet? Welche Möglichkeiten eröffnet das Gebet?

Das Gebet ist eine zentrale Ausdrucksform des christlichen Glaubens, die den Menschen auf seinem Weg zur Erlösung begleitet. Beim Beten kann die Nähe Gottes gespürt und die Verbindung zu ihm gestärkt werden. Ein christliches Leben ohne Gebet ist undenkbar, da es die Anbetung Gottes ausdrückt. Das Gebet ermöglicht Wunder und dank des Betens kann ein Mensch heilig werden, was das Leben und Wirken von Gregorios Palamas bezeugt.

Palamas hat Lehren über Gottes Wesen, dessen Beziehung zu göttlichen Energien, über das göttliche Licht, Erkenntnis und Gnade entwickelt. Er betonte die Bedeutung des Gebets bei diesen Themen. Außerdem erläutert er die Verwendung von Atem und Körperhaltung als Hilfsmittel für das Gebet. Das Beten fördere moralische Reinheit, göttliche Gnade und Versöhnung. Es heile, widerstehe dem Bösen und ermögliche Gotteserkenntnis, dabei fordere es Konzentration, Fasten und Hingabe. Diese Magisterarbeit weist auf die Bedeutung des Gebets bei Palamas für geistliche Entwicklung und Vergöttlichung hin.

Habilitationsprojekte

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Anahit Avagyan
Die armenische Überlieferung der Apophthegmata Patrum

Dr. theol. Anahit Avagyan, Armenien, Armenisch-Apostolische Kirche, Katholikat Etschmiadzin

Auf dem Projekt „Early Monasticism and Classical Paideia“ der Universität Lund und verschiedenen Vorarbeiten basierend, erforscht die Armenologin und Kirchenhistorikerin Anahit Avagyan ab dem WiSe 2020/21 in ihrem Habilitationsprojekt im Fach „Theologie des Christlichen Ostens“ die Überlieferungsgeschichte und den Bestand der armenischen Apophthegmata Patrum sowie deren Rezeption in der armenischen Kirche.

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Indem David Brakke (Macarius’s Quest and Ours, CSQ 48 [2013] 240) die Quellen des ägyptischen Mönchtums darstellt, schreibt er: „AP [Apophthegmata Patrum] presentdifficulties that scholars have discussed for years: the relationships among the different formsand language versions, the dates and circumstances of their original compilation, and thehistory of their transmission. Earlier scholars hoped to discover the earliest and most reliable sets of sayings and versions of individual sayings that, they believed, would give them good information about early monks.“ In diesen wenigen Zeilen werden als die wichtigsten Elemente der Erforschung der Apophthegmata Patrum ihre Entstehung bzw. Datierung, Zusammensetzung, Formenunterschiede und die Bestimmung der (ältesten) Überlieferung benannt. Da Fragen der Forschung wesentlich von den Überlieferungssprachen abhängen, gilt die Erforschung der armenischen Übersetzung und ihrer Redaktionen als einer der wichtigsten Überlieferungslinien als veritables Forschungsdesiderat. Anahit Avagyan widmet sich in ihrem Habilitationsprojekt der Überlieferungsgeschichte und dem Bestand der armenischen Apophthegmata Patrum sowie deren Rezeption, insbesondere im armenischen Mönchtum,sowie ihres theologiegeschichtlichen Einflusses auf die armenische Kirche. Als Quellen der Untersuchung werden primär die armenischen Handschriften des Jerewaner Matenaderanausgewertet, außerdem werden archäologische Zeugnisse und anderes Material zur Untersuchung herangezogen. Die reiche handschriftliche Überlieferung bzw. eine lange Textgeschichte der Haranc’ vark’ (Vitae Patrum – die armenischen Paterika schlechthin, in denen auch die Apophthegmata Patrum inkorporiert sind) erweist sich als Segen und Verhängnis zugleich. Die Ausgaben (von Neu-Dschulfa 1641, Konstantinopel 1720 und Venedig 1855) basieren zwar auf Handschriften und geben die Vielgestaltigkeit der Paterika-Sammlungen wieder, können aber heute nicht für sich beanspruchen, eine wissenschaftlichen Bedürfnissen genügende Edition darzustellen.

Das Vorhaben, die armenische Überlieferung der Apophtegmata Patrum in einem breiteren Umfang zu untersuchen, entstand am Centre for Theology and Religious Studies der Universität Lund während der Mitarbeit im Projekt „Early Monasticism and Classical Paideia“ (MOPAI; Projektleiter: Samuel Rubenson; monastica.ht.lu.se/), sodass bereits auf eine Reihe von Vorarbeiten zurückgegriffen werden kann. Diese begonnenen Arbeiten fließen ein in ein Habilitationsprojekt im Fach „Theologie des Christlichen Ostens“, bei dem insbesondere auch eine Kooperation mit dem Armenologen der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Prof. Dr. Hacik Gazer, vorgesehen ist. Der Forschungsgegenstand befindet sich am Schnittpunkt von Patristik, ostkirchlicher Spiritualität und vergleichender Sprachwissenschaft. Die Kollation der armenischen Textzeugen und der Vergleich mit den originalsprachlichen Vorlagen (Griechisch, ggf. Syrisch, Koptisch und Latein) sowie eine eingehende historische wie theologiegeschichtliche Analyse bilden die Schwerpunkte des Projekts. Für die finanzielle Förderung erhält Frau Dr. Avagyan ein Habilitationsstipendium des Hilfswerks RENOVABIS.

Promotionsprojekte

Hennadii Aronovych Bild
Die Aussagen des Johannes Chrysostomus über das Judentum in seinen Homilien zum Matthäusevangelium und deren Wirkungsgeschichte im Christlichen Osten

Hennadii Aronovych, Ukraine, Ukrainische Griechisch-Katholische Kirche, Eparchie Stryi

Obwohl Johannes Chrysostomus viele Homilien zu den verschiedenen biblischen Büchern verfasst hat, sind sie nur selten zum Gegenstand der wissenschaftlichen theologischen Untersuchungen geworden. Das ist umso erstaunlicher, als es zahlreiche deutsche Übersetzungen seiner Kommentare vor allem zum Matthäusevangelium und zum Römerbrief gibt. Interessanterweise gilt es auch, die deutsche Übersetzung der Matthäushomilien des Prinzen Max von Sachsen in diesem Projekt zu untersuchen.

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Die Aufgabe dieses Promotionsprojekts besteht darin, die festgefahrene Vorstellung, Johannes Chrysostomus sei der „Vater des christlichen Antijudaismus“,differenzierter darzustellen, ggf. zu revidieren und anhand der vorliegenden Texte zu überprüfen.

Darüber hinaus soll auch die Wirkungsgeschichte der Homilien in den Kirchen der slawischen Tradition unter die Lupe genommen werden. Es handelt sich dabei vor allem um einen gewissen Theophylakt von Bulgarien (11. Jh.), der eine Art „Studienbibel“ veröffentlichte, in welcher der Bischof von Ochrid in erster Linie die Werke des Johannes Chrysostomus kompilierte.

Joachim Braun
Byzantinische Liturgie in syrischer Sprachgestalt. Die syro-melkitische Handschriftentradition des neosabaitischen Typikon (13. Jh.) als Zeuge einer multilingualen Zusammensetzung der chalkedonensischen Patriarchate von Antiochien und Jerusalem

Joachim Braun, Deutschland, Römisch-Katholische Kirche, Bistum Eichstätt

Die Patriarchate von Antiochien und Jerusalem zeichnen sich nicht nur von ihren Ursprüngen her durch die Verwendung der syrischen und griechischen Sprache aus. Mehrere Jahrhunderte nach der konfessionellen Ausdifferenzierung der Levante infolge des Konzils von Chalkedon kam es zu einer allmählichen Byzantinisierung der Liturgie in den melkitischen Patriarchaten. Dabei ist bemerkenswert, dass die griechischen Vorlagen der liturgischen Texte nicht nur in die inzwischen gebräuchliche arabische Sprache, sondern auch ins Syrische übersetzt wurden.

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Der behandelte geographische Raum ist seit den Eroberungen Alexanders des Großen hellenisiert, sodass zum Zeitpunkt der Ausbreitung des Christentums die griechische Sprache verbreitet war. Doch blickt man auf die Gruppe der Melkiten, die sich zum Konzil von Chalkedon bekannten und mit dem Kaiser in Byzanz kirchliche Gemeinschaft pflegten, ergibt sich ein differenzierteres Bild: Sie bestand aus ethnischen Griechen, die als Beamte, Kaufleute oder Soldaten in der Levante lebten, des Weiteren aus hellenisierten Indigenen, die vorwiegend in den großen Städten lebten, und eben auch der indigenen Landbevölkerung, die des Griechischen in der Regel nicht mächtig war.

Die Klöster wiederum waren ebenso multilinguale Orte. Unzählige Pilgerinnen und Pilger aus allen Himmelsrichtungen kamen ins Heilige Land, blieben als Nonnen und Mönche vor Ort und bildeten so den kosmopolitischen und multinationalen Charakter des palästinischen Mönchtums. Wenngleich Griechisch die vorherrschenden (Liturgie-)Sprache blieb, so wurde dennoch auch Georgisch, Arabisch und Syrisch (das klassische Syrisch ebenso wie das Christlich-Palästinische) gesprochen. Aufgrund dieser Vielsprachigkeit entwickelten sich die Klöster (z. B. die Mar-Sabas-Lawra oder das Kloster des Symeon Stylites des Jüngeren) zu Zentren der Übersetzungsliteratur sämtlicher Gattungen.

Die Vorstellung, dass Syrisch für die byzantinische Reichskirche keine Rolle spielte, dass für die melkitische Tradition also nur Griechisch und Arabisch von Gewicht seien, dass Syrisch sogar mit „monophysitisch“ gleichzusetzen sei, ist nicht zutreffend. Sprachgrenzen und Konfessionsgrenzen verlaufen nicht deckungsgleich. Der pro- und anti-chalkedonische Diskurs kann nicht auf einen ethnolinguistischen Streit zwischen Griechisch- und Syrisch-sprechenden Christen heruntergebrochen werden.

Davon zeugen auch drei aus dem 13. Jahrhundert stammende neosabaitische Typikon-Handschriften, welche sich heute im Katharinenkloster auf dem Sinai befinden (Sin. syr. 129, 136 und 192). Ausgehend von einer selbst angefertigten Teiledition dieser Handschriften soll innerhalb des Promotionsprojektes diese Version byzantinischer liturgischer Texte analysiert werden. Im Zentrum des Interesses steht dabei die Multilingualität der byzantinischen Reichskirche als Ausdruck einer Vielfalt, welche das allgemeine Bild einer integristischenEngführung aufbricht.

Miroslav Házy
Logos und Führung des Herzens. Geistliche Begleitung und geistliche Vaterschaft bei den ägyptischen Wüstenvätern und im palästinischen Mönchtum von Gaza und Wort-sinnorientierte Psychotherapie (Logotherapie und Existenzanalyse) nach Viktor E. Frankl

Miroslav Házy, Slowakei, Slowakische Griechisch-Katholische Kirche, Eparchie Košice

Das altgriechische Wort Logos (λόγος) bietet ein geradezu spektakuläres Bedeutungsspektrum. Außerdem kann es als einer der zentralsten Begriffe der Theologie, Philosophie und Psychologie bezeichnet werden. In dieser Promotion wird die Bedeutung des Logos (Wort und Sinn) als Mittel der geistlichen Begleitung von Menschen bei den Wüstenvätern und in der Wort-sinnorientierten Psychotherapie und Existenzanalyse nach Viktor E. Frankl untersucht.

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Es stellt sich die Frage, inwiefern das (ewige) Wort (λόγος) bei den östlichen Vätern und der Sinn (λόγος) des menschlichen Lebens bei Frankl miteinander in Beziehung gesetzt werden können, inwiefern sich der Logos in den leiblichen, seelischen und geistlichen Dimensionen im Menschen widerspiegelt und sich diese drei Dimensionen im Menschen im Bezug zum Logos gegenseitig beeinflussen.

Das Promotionsprojekt soll inhaltlich Schriften des östlichen Mönchtums als einer wesentlichen Quelle der Theologie des Christlichen Ostens mit Inhalten und Zielen moderner Logotherapie und Existenzanalyse nach Viktor E. Frankl in Beziehung setzen. Näherhin sind dies diejenigen Schriften der ägyptischen Wüstenväter (hier v. a. Evagrios Pontikos) und despalästinischen Mönchtums von Gaza (v. a. Barsanuphios von Gaza, Dorotheos von Gaza), welche den Aspekt der geistlichen Begleitung und der geistlichen Vaterschaft beinhalten. Der Promovend absolviert dazu neben seinem Promotionsstudium in Eichstätt unter Betretung von Prof. Dr. Thomas Kremer auch eine Logotherapieausbildung am Süddeutschen Institut für Logotherapie & Existenzanalyse nach Viktor Frankl in Fürstenfeldbruck bei München(vgl. https://logotherapie.de/). Der Ansprechpartner dieses Projektes für den logotherapeutischen Teil ist Dr. Otto Zsok, der Leiter des Münchener Instituts.

Die primär auf die praktische Anwendung ausgerichteten Kenntnisse der Logotherapie lassen sich methodisch insofern mit einer Promotion im Fach „Theologie des Christlichen Ostens“ kombinieren, als insbesondere die therapeutische Wirkung des Gesprächs und die Frage nach dem Sinn des Lebens, wie sie auch Grundlage der (Sinn-)Seelsorge sind, sich in vielfacher Hinsicht in den Schriften der östlichen Väter widerspiegeln. Methodisch geht es um eine eingehende Analyse östlicher Vätertexte und ein begründetes Urteil hinsichtlich der Frage, in welchem Ausmaß logotherapeutische Prinzipien darin (bereits) zu erkennen sind.

Dieses Promotionsprojekt wird durch eine großzügige finanzielle Unterstützung der Nordamerikanischen katholischen Bischofskonferenz „The United States Conference of Catholic Bishops“ (USCCB, vgl. https://www.usccb.org/) und der Deutschen Gesellschaft für Logotherapie und Existenzanalyse e.V. (DGLE, vgl. https://www.dgle.org/) verwirklicht.

Roman Horodetskyy
Die Übernahme lateinischer Feste und Frömmigkeitsformen in den katholischen Ostkirchen der byzantinischen Tradition

Roman Horodetskyy, Ukraine, Ukrainische Griechisch-Katholische Kirche, Eparchie Sokal-Zhovkva

Das Kirchenjahr der katholischen Kirche byzantinischer Tradition beinhaltet eine Reihe der Feste, die genuin aus der römisch-katholischen Kirche stammen und dann später in den byzantinischen Kalender übernommen worden sind. Es ist deshalb interessant, sich der Untersuchung zu widmen, wann und durch wessen Initiative diese Feste eingeführt und gefördert worden sind. Wichtig ist es auch die für den byzantinischen Ritus angepassten liturgischen Texte zu untersuchen, die für diese Feste und Feiern neu geschaffen wurden.

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Die Arbeit analysiert die Geschichte der Übernahme der liturgischen Feste, ursprünglich aus dem römischen Ritus, die heute in den östlichen katholischen Kirchen der byzantinischen Tradition gefeiert werden. Dabei legt sie besonderen Wert auf die Analyse der Motivation zur Einführung genuin aus dem westlichen Traditionskreis stammender Feste (z.B. Fronleichnam, Christkönig, Herz Jesu) und Frömmigkeitsformen (z.B. Rosenkranz, Maiandachten), wie sie sich beispielsweise aus Hirtenbriefen der zeitgenössischen Metropoliten und Bischöfe zu deren Einführung oder Förderung erheben lassen.

Diese Arbeit soll dazu beitragen, das liturgietheologische Eigenprofil der katholischen Ostkirchen des byzantinischen Ritus besser zu verstehen und beschreiben zu können.

Sergii Kachur
Postbyzantinische Modelle der Symphonie im Kontext der russischen Kirchengeschichte von 1533 bis 1721 

Sergii Kachur, Ukraine, Ukrainische Orthodoxe Kirche, Eparchie Mukatschewo

Die einzigartige Beziehung zwischen orthodoxer Kirche und Staat, genannt Symphonie, entstand noch zur Zeit des byzantinischen Kaisers Justinian (527–565). Einen besonderen Wert hat das Thema bis heute in Hinblick auf Russland: Sowohl das Oberhaupt der Russisch-orthodoxen Kirche als auch die politische Kreml-Elite, wie etwa der ehemalige Präsident und jetzt Premierminister Dimitrij Medwedjew, brachten dies während feierlicher Treffen mehrmals zum Ausdruck. Der heutige kirchlich-staatliche Diskurs in Russland bildet somit eine „Renaissance“ der alten byzantinischen Symphonieidee.

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Von daher ist die Frage, inwieweit das Ideal der Symphonie in Russland realisiert wurde, die erste Frage meines Forschungsprojekts. Welche eigenständigen Symphoniemodelle entwickelten sich in Russland und wie unterscheiden sich die russischen Analogien vom byzantinischen Prototyp? Welcher der russischen Symphonietypen ist letztendlich als dominant zu bezeichnen?

Um auf die Fragen eine Antwort zu finden und die heutigen Phänomene in Russland zu erklären, soll sich meine historische Forschung über die Zeit des Mongolenjochs, der Zentralisierung der Macht in Moskau, bis zur Zeit der Gründung des Russischen Reiches erstrecken. Besonders interessant sind Themenaspekte, inwiefern etwa die Kirche im Dienst des Staates stand, z. B. in Form von Kirchendienern, welche im Nachrichtdienst für den Staat arbeiteten.

Andrii Khrobak
Der selige Märtyrerbischof Josafat Kocylovs’kyj († 1947) aus Przemyśl – Analyse seiner theologischen Position

Andrii Khrobak, Ukraine, Ukrainische Griechisch-Katholische Kirche, Erzeparchie Lviv

Das 20. Jahrhundert hat das ukrainische Volk wie auch viele andere Völker auf den Prüfstand gestellt. Die Ukrainische Griechisch-Katholische Kirche (UGKK) war besonders betroffen und diese Zeitspanne war für sie entscheidend. In der Verfolgung und im Widerstand gegen das totalitäre Regime hat sie jedoch ausgeharrt. In dieser Auseinandersetzung haben mehrere Geistliche ihr Leben für die Kirche Christi geopfert. Zu diesen 28 Neumärtyrern der UGKK gehört der selige Märtyrerbischof Josafat Kocylovs’kyj (18761947), der vom 23. September 1917 bis zu seiner Verhaftung am 25. Juni 1946 das Bistum Przemyśl in der Zwischenkriegszeit und durch den Zweiten Weltkrieg hindurch leitete. Seine Person und besonders seine Werke, von denen einen großen Teil seine Hirtenbriefe ausmachen, sind noch nicht genügend erforscht. Außer seiner kurzgefassten Vita gibt es keine gründliche wissenschaftliche Publikation, weder im ukrainisch- noch deutschsprachigen Raum. Die Arbeit kann also den Anspruch erheben, Wesentliches zur Person Kocylovs’kyj zu erforschen.

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Josafat Kocylovs’kyj gehörte der „Gruppe“ der Anhänger des Bischofs Hryhorij Khomyšyn von Stanisławów (18671947) an, die sich dem Metropoliten Andrej Šeptyc’kyj widersetzte und gegenüber seiner „pro-byzantinischen“ Position sowie gegenüber der Orthodoxie eine sehr kritische Position bezog. In einem Brief äußerste sich Kocylovs’kyj folgendermaßen: „Alles, was es in unserem Volk gibt: seine Unbeständigkeit, Hinterhältigkeit, Unehrlichkeit, Hochnäsigkeit, Verachtung von Autoritäten… Das alles haben wir vom Byzantinismus über die alte Orthodoxe Kirche und ihre Bruderschaften geerbt…“ (aus einem Brief an Holovec’kyj vom 25. April 1931: Archivio Storico OSBM. Set 6. Vescovi 4. Kocylovs’kyj). Diese Auseinandersetzung um die Identität der UGKK zwischen den Gruppen Khomyšyn Kocylovs’kyj und Andrej Šeptyc’kyj wird in der UGKK aktuell intensiv diskutiert, nicht zuletzt aus dem Grund, da das Ringen um die Identität der UGKK keineswegs als abgeschlossen gelten darf. Während die Personen des Metropoliten Šeptyc’kyj und des Bischofs Khomyšyn, ihre Werke sowie ihre kirchlichen und gesellschaftlichen Tätigkeiten bereits untersucht wurden, ist es beim Bischof von Przemyśl Kocylovs’kyj nicht der Fall. Besonders interessant sind die Gründe, warum er sich für Khomyšyns Position entschieden und welche Rolle er dabei gespielt hat. Die Arbeit kann also wesentliche neue Erkenntnisse zu dieser aktuellen Diskussion liefern.

Bischof Josafat Kocylovs’kyj trat, wie oben zitiert, scharf gegen seinen Metropoliten Šeptyc’kyj auf und vertrat eine Gegenposition. Daher stellt sich die Leitfrage dieser Arbeit: Was lässt sich aus der eingehenden Analyse der theologischen und kirchenpolitischen Positionen Kocylovs’kyjs über seine Vorstellungen von Profil und Identität der UGKK aussagen?

Meine persönliche Motivation, mich mit diesem Thema zu befassen, ist das Interesse zum einen an den „pro-lateinischen“ Tendenzen in der UGKK und zum zweiten an den 28 Neumärtyrern der UGKK, wobei ich zudem aus dem Umland des Bistums von Kocylovs’kyj stamme.

J. Kienemund
Sakramententheologie der ostsyrischen Kirche im Spiegel der Traktate Abdischos von Nisibis und Timotheus II. 

Johannes Kienemund, Deutschland, Römisch-Katholische Kirche, Bistum Erfurt

In den verschiedenen christlichen Traditionen des Ostens und des Westens ist das sakramentale Leben durch eine Vielfalt gekennzeichnet, die Ergebnis und Ausdruck unterschiedlicher kirchlicher Entwicklungen und kultureller Hintergründe ist. Speziell das ostsyrische Christentum ist in vielerlei Hinsicht sakramententheologisch zugleich einzigartig und bereichernd, da es bedingt durch Phasen der Isolation von anderen christlichen Traditionen und in großer Treue zu ihren eigenen apostolischen Ursprüngen eine eigenständige Tradition bewahrt und entfaltet hat, die eine inzigartige Quelle für die gesamte Kirche darstellt.

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Besondere Autorität genießen hierbei unter den ostsyrischen Schriftstellern Metropolit Abdischo von Nisibis (♱ 1318) und Patriarch Timotheus II. (♱ 1332) als Verfasser der einzigen systematischen Sakramententraktate am Ende der letzten Blütezeit der ostsyrischen Kirche.

Die bleibende und normative Bedeutung beider Autoren für die ostsyrische Sakramententheologie zeigte sich in den nicht-offiziellen Konsultationen des Syriac Dialogue der Stiftung PRO ORIENTE (2000, 2002 & 2003) und wurde nicht zuletzt auch im offiziellen Common Statement on Sacramental Life (2017) der gemeinsamen Kommission für den theologischen Dialog zwischen der Katholischen Kirche und der Assyrischen Kirche des Ostens betont.

Im Rahmen des Promotionsprojektes sollen die sakramententheologischen Traktate Abdischos und Timotheus II. als maßgebliche Quellen für eine originäre Darstellung der ostsyrischen Sakramententheologie mit ihren unterschiedlichen Merkmalen und Eigenheiten analysiert werden.

R. Myrosh
Das Eheversprechen im byzantinischen Krönungsritus. Eine Herausforderung für die Theologie der katholischen Ostkirchen

Rostyslav Myrosh, Ukraine, Ukrainische Griechisch-Katholische Kirche, Erzeparchie Lviv

Die Frage des Eheversprechens soll man im Kontext der gesamten Ehetheologie betrachten. Die römisch-katholische Kirche legt einen besonderen Wert auf den Vertragscharakter der Eheschließung, demzufolge die Eheleute also selbst Spender des Ehesakraments seien. Die byzantinische Tradition sieht die Trauung dagegen als ein ekklesiales Geschehen, denn es ist Gott selbst, der in der Kirche durch die Hand des Priesters die Ehe segnet.

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Zwischen diesen beiden Koordinatensystemen befindet sich die Liturgie der Ehe in der Ukrainischen griechisch-katholischen Kirche (UGKK). In den Eheschließungsritus der UGKK wird ein ursprünglich nicht vorhandenes Eheversprechen im Laufe der Geschichte eingefügt – nicht zuletzt aufgrund der westlichen Einflüsse. Daher lautet die Leitfrage meines Dissertationsprojektswie folgt: Welche Rolle spielt das Eheversprechen im byzantinischen Krönungsritus insgesamt? Nicht weniger wichtig ist die Frage, ob die Theologie der katholischen Ostkirchen einen Beitrag zum Dialog der beiden Deutungen des Ehesakramentes leisten kann.

Außerdem soll dieses Forschungsprojekt zur theologischen Profilbildung innerhalb der katholischen Ostkirchen selbst dienen und eventuell auf der Ebene der kirchlichen Praxis relevant werden. Die ersten Eindrücke lassen nämlich vermuten, dass die gegenwärtige Form der Eheschließungsliturgie in der UGKK eine liturgische Reform bezüglich des Eheversprechens notwendig macht.

Roman Sadovyi
Zur Ekklesiologie des Nikolaus von Kues in ihrer Verortung zwischen Ost und West

Roman Sadovyi, Ukraine, Ukrainische Griechisch-Katholische Kirche, Exarchat Odesa

Nikolaus von Kues (1401–1464) war ein deutscher Theologe, Kardinal, Mathematiker und Physiker. Diese Dissertation zielt darauf ab, ein tiefgreifendes Verständnis seiner ekklesiologischen Ansichten und Beziehungen zu den Ostkirchen zu erlangen. Abschließend könnte eruiert werden, inwieweit Nikolaus von Kues in Teilen als ein „ostkirchlicher Theologe des Westens“ betrachtet werden kann.

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Bei den ekklesiologischen Ansichten des Nikolaus von Kues sind v. a. die Themen wie Pentarchie, Synodalität, das „Patriarchat des Abendlandes“, der päpstliche Primat und die Frage der Kirchenunion(en) interessant. Es gibt dabei bestimmte ekklesiologische Konzepte und Ideen, die deutliche Parallelen zum ostkirchlichen Denken aufweisen, trotzdem bleibt die Frage offen und in der Forschung wenig untersucht, inwieweit Cusanus’ Denken tatsächlich von der ostkirchlichen Theologie beeinflusst wurde.

Einen besonderen Blick verdient bei dieser Untersuchung sein Aufenthalt in Konstantinopel, aber auch seine Reise nach Ferrara zusammen mit der orthodoxen Delegation aus Konstantinopel, um gemeinsam am Unionskonzil zwischen Rom und Konstantinopel teilzunehmen. Der Briefwechsel und die persönlichen Beziehungen zu Bessarion von Konstantinopel und Isidor von Kyiv gehören auch zu den zu untersuchenden Hintergründen bei dieser Fragestellung.

Besonders interessant sind außerdem die verschiedenen Lebensphasen des Cusanus, in denen er seine Ansichten und Meinungen anpasst bzw. ändert: Während des Konzils von Basel vertrat er z. B. den Konziliarismus; doch nach dem Sieg des Absolutismus änderte er seine Position, hauptsächlich aus Interesse an der Kirchenunion. Cusanus’ Reise nach Konstantinopel zeigt, dass auch politische Motive seine kirchlichen Ansichten beeinflusst haben könnten.

Für Cusanus stand fest, dass Christus nur eine Kirche gegründet hat. Dabei seien die Riten unterschiedlich, aber ihre Wirkung sei dieselbe. Diese Auffassung spiegelt sich heute im kanonischen Recht der Ostkirchen wider. Trotz seiner Bemühungen endete der Versuch einer Union ohne großen Erfolg, was Cusanus enttäuschte. Viele seiner Ideen sind allerdings bis heute in der Römisch-Katholischen Kirche sowie in den Ostkirchen aktuell und relevant, auch wenn sich die Umstände geändert haben.

Ruslan Stetsyk
Die ukrainische Barockmusik und ihre Ausprägung im liturgischen Gesang der Kiewer Tradition unter besonderer Berücksichtigung der UGKK 

Ruslan Stetsyk, Ukraine, Ukrainische Griechisch-Katholische Kirche, Eparchie Sambir-Drohobych

Das Phänomen einer östlichen Barockmusik markiert einen Übergang zu einer ostkirchlichen Polyphonie, welche bis heute in den Kirchen der Kiewer Tradition lebendig ist. Insofern die Arbeit wesentlich die dahinstehenden theologischen Überzeugungen analysiert, behandelt diese ein zentrales Thema der Theologie des Christlichen Ostens.

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Das Hauptziel der Untersuchung besteht darin, die Gründe für die Ausprägung der Barockzeit in den ukrainischen bzw. slawischen Kirchen der Kiewer Tradition zu analysieren. Zudem wird die theologische Forschungsfrage gestellt, weshalb die Polyphonie als Gesangprinzip im Osten zur Grundlage für das liturgische Gebet avancieren konnte. Diese galt nämlich im Westen als weltliche Musik, während der gregorianische Choral als kirchliche bzw. liturgische Musik anerkannt war. Im byzantinischen Osten verhielt es sich im Übrigen zunächst ähnlich, wo ebenfalls keine polyphone Mehrstimmigkeit gepflegt wurde.

Christian S. Trenk
Ostkirchen als Akteure in christlich-islamischen Beziehungen im Libanon angesichts des politischen Wandels seit der Jahrtausendwende und ihre mögliche Vorbildfunktion für Europa und die Weltkirche 

Christian S. Trenk, Deutschland, Römisch-Katholische Kirche, Bistum Limburg

Das Zusammenleben von Menschen christlichen und muslimischen Glaubens ist von zunehmender Bedeutung im 21. Jahrhundert. Im Libanon hat das Miteinander mehrerer Religionen von vergleichbarer demographischer Bedeutung eine lange Geschichte und Tradition, dessen konkrete Ausgestaltung sich jedoch angesichts massiver politischer Umbrüche immer wieder ändert und so die ansässigen Ostkirchen prägt. Die mehr als ein dutzend christlichen Kirchen im Libanon blicken dabei nicht nur auf lange Erfahrung zurück, sondern beweisen durch mehrere Anpassungen und Akzentverschiebungen in den vergangenen zwei Jahrzehnten auch die Notwendigkeit und Möglichkeit der stets weiterzuentwickelnden Dialoghandlung der christlichen Kirchen gegenüber anderen Religionen.

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Das Promotionsprojekt blickt aus einer zentraleuropäischen, römisch-katholischen Perspektive heraus vertieft auf die komplexe religiöse Landschaft des Libanon. Die Arbeit möchte die politischen Umbrüche der vergangenen Jahrzehnte auf ihre religionspolitischen und –soziologischen Implikationen hin untersuchen und erforschen, wie sich das Bemühen ostkirchlicher Akteure um interreligiösen Dialog angesichts dieser Veränderungen angepasst hat.

Auch wenn die klassische Aufteilung der Religiosität im Libanon von grob 30% Sunniten, 30% Schiiten und 40% Christen aufgrund diverser nationaler und internationaler Faktoren wie demographischer Entwicklung, Migrationsbewegungen, Säkularisierungstendenzen heutzutage hinterfragt werden muss uns sicherlich einer Korrektur bedarf, gilt auch in den 20er-Jahren unseres Jahrhunderts, dass der Libanon in seiner religiösen Diversität in vielerlei Hinsicht einzigartig ist. In wenigen Ländern der Welt gibt es ein ähnliches Gleichgewicht der beiden bedeutendsten Strömungen des Islam, geschweige denn dazu eine vergleichbar starke christliche Bevölkerungsgruppe. Innerhalb der christlichen Gemeinschaften des Landes ist zudem eine ungewöhnlich große Vielfalt zu beobachten, wobei der numerisch größten Gruppe – den katholischen Maroniten – weitere bedeutende einheimische christliche Gruppierungen gegenüberstehen, sowohl katholischer, als auch orthodoxer und orientalischer Denominationen. Hinzu kommt das einzigartige System des libanesischen Religionsproporz, demzufolge die Zusammensetzung des Parlaments, wie auch die Besetzung wichtiger politischer Ämter entlang religiöser und konfessioneller Grenzen erfolgt. Dieses einzigartige Zusammenspiel von Bedeutung der Religion im politischen und gesellschaftlichen Miteinander, religiöser Vielfalt und relativem Gleichgewicht bedeutender religiöser Traditionen machen den Libanon zu einem faszinierenden Untersuchungsgegenstand.

Die politischen Geschicke des Libanon und der gesamten Region seit der Jahrtausendwende machen das attraktive Forschungsfeld nur noch interessanter. Von starken Annäherungsversuchen an den Westen und einer gleichzeitigen Distanzierung von syrischem Einfluss im Kontext der sogenannten Zedernrevolution in der Mitte des ersten Jahrzehnts, über diverse politische Krisen und ihnen entsprechende Gegenbewegungen in den Folgejahren, entwickelte der Libanon eine einzigartige Ausgangssituation für die Konfrontation mit dem sogenannten Arabischen Frühling und seinen Folgen in diversen benachbarten oder naheliegenden Ländern. Gleichzeitig traten durch die zunehmende Destabilisierung der Region, schon in Folge kriegerischer Interventionen, nicht zuletzt im Irak, neue extremistische Akteure auf, die im folgenden Jahrzehnt zunehmende Bedeutung und Bekanntheit erlangen sollten. Der sogenannte Islamische Staat, dessen kontrolliertes Territorium jedoch nie von Syrien in den Libanon hineinreichte, ist hierbei nur der bekannteste Akteur, auf dessen Bedrohung die libanesische Gesellschaft neue Umgangsstrategien mit Extremismus entwickeln musste, nachdem beispielsweise lange Jahre bereits die außerhalb des Landes als extremistische Terrororganisation eingestufte Hezbollah im Land selbst als reguläre politische Partei zugelassen und in das politische Tagesgeschäft involviert war. Der andauernde Bürgerkrieg im größten Nachbarland, Syrien, verschärfte dabei die Migrationsbewegungen, welche bis heute manifesten Einfluss auf die gesellschaftliche Lage im Land haben und auch die religiöse Zusammensetzung der Bevölkerung nachhaltig verändern. Jüngste Destabilisierungstendenzen im Land, verschärft durch die anhaltende Regierungskrise und eine Wirtschaftskrise mitsamt Hyperinflation gefährden weiterhin den Status quo des Zusammenlebens der entlang religiöser Grenzen strukturierten Bevölkerungsteile im Land.

In Betrachtung offizieller kirchlicher Stellungnahmen, kirchlicher Initiativen und in gezielten Interviews mit wichtigen Akteuren und Vertretern bedeutender Initiativen will die Arbeit dabei die religionspolitischen und -soziologischen Dimensionen der geschilderten Veränderungen herausstellen und im Anschluss die ostkirchlichen Antwortversuche und Anpassungsbemühungen hierauf analysieren. Die Ergebnisse der Analyse sollen in einem letzten Schritt auf ihre mögliche Bedeutung für die Universalkirche und den konkreten europäischen Kontext hin untersucht werden.

Mykola Vytivskyi
Die Naturbeschreibungen in der altrussischen Originalliteratur der 10.–13. Jh. als ein Zeichen der Inkulturation des byzantinischen Christentums in die vorchristliche Religion der Kyjiwer Rus´ 

Mykola Vytivskyi, Ukraine, Ukrainische Griechisch-Katholische Kirche, Eparchie Sambir-Drohobych

Die Arbeit analysiert die Naturbeschreibungen in der Originalliteratur der Kyjiwer Rusʻ der 10.–13. Jh. Die vorchristliche Religion des Kyjiwer Reiches zeichnete sich v.a. durch eine enge Naturgebundenheit aus, was sich durchaus in der christlichen Literatur dieser Zeit widerspiegelt.

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Die meisten Werke sowie ihre Autoren tauchen ab dem 10. Jh. auf und stellen somit das Gedankengut des jungen byzantinisch-slawischen Christentums dar. Obwohl viele altslawische Schriften dieser Zeit entweder aus dem Griechischen übersetzt oder von griechischen Texten inspiriert wurden, zeigt sich in ihnen auf den ersten Blick eine etwas engere Naturgebundenheit als in ihren altgriechischen Prototypen. V.a. im slawischsprachigen Forschungsraum wird in solchen Fällen pauschal von der „slawischen Seele“ gesprochen (vgl. u.a. Fedotov).

Die Aufgabe dieser Arbeit ist daher, literarische Belege für die Hypothese einer engeren Naturgebundenheit im slawischen Christentum dieser Zeit zu lokalisieren und zu analysieren, wobei der vorchristliche Hintergrund besonders zu beachten ist. Dadurch können nicht nur theologische Muster in der Beziehung zwischen Mensch, Natur und Gott laut der Kyjiwer Literatur der 10.–13. Jh. entwickelt werden. Es kann anhand der Naturbeschreibungen vielmehr exemplarisch festgestellt werden, ob von einer Inkulturation oder einer reinen Übernahme des byzantinischen Christentums in die slawische Kulturwelt zu sprechen ist.

Lizentiatsarbeiten

Ivan Babych
Schellings Einfluss auf Vladimir Solov’ev. Die Merkmale des deutschen Idealismus in seinen Werken

Ivan Babych, Ukraine, Ukrainische Orthodoxe Kirche, Eparchie Chust

Schellings Philosophie in Deutschland und Vladimir Solov’evs religiöse Gedanken in Russland waren in ihrem Zeitalter von großer Bedeutung. Aber nicht nur damals, sondern auch heute besteht ein großes Interesse am Erbe dieser großen Denker. In der Wissenschaft ist die Frage nach dem Verhältnis zwischen beiden Philosophen und die Bedeutung ihrer Gedanken für die Theologie bislang noch nicht vollständig erforscht worden.

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Insbesondere im Hinblick auf die Einflussnahme, die Schelling in theologisch relevanten Aussagen auf Solov‘ev ausgeübt hat, mangelt es in den Darstellungen an Klarheit und Strukturisierung, obwohl die Nachwirkung Schellings bis heute in verschiedenen theologischen und philosophischen Werken der russischen Religionsphilosophie zu bemerken ist. Das Anliegen meiner Lizentiatssarbeit besteht darin, die Rolle von Schellings Philosophie als dem wichtigsten Ausdruck des deutschen Idealismus in den Werken des russischen religiösen Denkers Vladimir Solov’ev zu erforschen und herauszustellen, welchen Einfluss dieses Gedankengut in der Folge auf die orthodoxe Theologie ausgeübt hat.

Vitaliy Feshchak
Die theologische Rolle des Bischofs in der Göttlichen Liturgie vor dem Hintergrund der Genese des byzantinischen Ritus sowie der Deutung in den byzantinischen Liturgiekommentaren (8.–15. Jahrhundert)

Vitalii Feshchak, Ukraine, Ukrainische Griechisch-Katholische Kirche, Exarchat Kharkiv

Die Göttliche Liturgie steht im Zentrum der mystischen Erfahrung der Kirche Jesu Christi, die durch die Ausbildung von Traditionen und Riten im Laufe der Geschichte ihre äußere Form und ihren inneren Sinngehalt einschließlich einer reichen Symbolik entfaltet hat. Die Hauptaufgabe der Traditionen und liturgischen Riten ist es, den Glauben der Kirche zu vollziehen, indem die rettende Heilstat Jesu Christi im liturgischen Vollzug vergegenwärtigt wird.

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Dabei stellt die Feier des Sakraments der Eucharistie in allen Kirchen und Riten den Höhepunkt des kirchlichen Handelns und des Selbstvollzugs der Kirche dar, indem in ihr das Opfer Jesu Christi am Kreuz und seine Auferstehung vergegenwärtigt werden.

In meiner Lizentiatsarbeit möchte ich einen besonderen Akzent auf die Rolle des Bischofs in der Heiligen Liturgie legen, indem ich die Quellentexte zur Genese des Ritus sowie die byzantinischen Liturgiekommentare aus der formativen Phase des 8. bis 15. Jahrhunderts unter dieser Hinsicht analysiere.

Hauptziel bzw. Leitfrage meiner Untersuchung ist eine systematische geschichtliche und theologische Analyse der Rolle des Bischofs in der Heiligen Liturgie. Dabei soll insbesondere darauf geachtet werden, welche theologischen Deutemuster sich in Bezug auf die Rolle des der Liturgie vorstehenden Bischofs eruieren lassen. Diese lassen sich zum einen aus den liturgischen Quellen selbst erheben. Zum anderen geben die byzantinischen Liturgiekommentare Aufschluss darüber, in welcher Weise die Rolle des Bischofs in der Liturgie ausgedeutet und verstanden wird, vor allem in seiner Rolle als Abbild Christi, aber auch als Typos Johannes’ des Vorläufers oder in den biblischen Bildern des Guten Hirten oder des Richters etc.

Ivan Kostetskyi
Die „Bräutigamtage“. Geschichte, liturgische Gestaltung und theologischer Gehalt der Gottesdienste der ersten drei Tage der Karwoche im byzantinischen Ritus

Ivan Kostetskyi, Ukraine, Ukrainische Griechisch-Katholische Kirche, Eparchie Stryi

Die Entwicklungsgeschichte der Gottesdienste der ersten Tage der Karwoche kann die Entfaltung der Gottesdienste der Fastenzeit aufzeigen und evtl. eine der Lücken in der Erorschung der Karwoche füllen. Die Analyse der liturgischen Poesie sowie der Auswahl der Lesungen dieser Tage erweist sich nach dem ersten Einblick in das Thema als besonders vielversprechend.

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In den Gottesdiensten der Karwoche nimmt das Heilswerk Christi eine liturgische Gestalt ein und führt die Betenden in das Große Mysterium hinein. Bereits seit dem 3.–4. Jh. wurde die Karwoche liturgisch feierlich begangen; durch eine jahrhundertelange Entwicklung bekamen die Gottesdiente ihre heutige unverkennbare Gestalt, besonders im byzantinischen Ritus. In der Liturgiewissenschaft ist bis heute allerdings nur ein Teil der Gottesdienste der Karwoche gut erforscht, nämlich die Gottesdienste des Großen Donnerstags, Karfreitags und Karsamstags. Die Liturgiegeschichte der ersten drei Tage der Karwoche bleibt also ein wichtiger und spannender Untersuchungsgegenstand.

Wegen des sich wiederholenden Tagestroparions „Siehe der Bräutigam kommt“ werden die ersten drei Tage der Karwoche noch als „Bräutigamtage“ bezeichnet. Die liturgische Gestaltung der ganzen Triade ist ziemlich ähnlich, was uns im Rahmen dieser Lizentiatsarbeit die Möglichkeit gibt, sie als eine Einheit zu betrachten. Dabei ist das Ziel dieser Arbeit, die geschichtliche Entwicklung der Gottesdienste dieser Tage – Orthros, Kleine Stunden, Liturgie der Vorgeweihten Gaben und Komplet – zu untersuchen und soweit möglich zu rekonstruieren. U.a. stehen hier die biblischen Lesungen besonders im Fokus, auf denen die liturgische Poesie dieser Tage basiert ist. In einem zweiten Schritt wird nach dem theologischen Gehalt der liturgischen Texte gefragt, nach ihrer dogmengeschichtlichen und geistlichen Bedeutung.

Rostyslav Palchykevych
Symbolik der Göttlichen Liturgie des Johannes Chrysostomos in den Katechismen und der katechetischen Literatur der UGKK von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis heute

Rostyslav Palchykevych, Ukraine, Ukrainische Griechisch-Katholische Kirche, Erzeparchie Kyiv

Die Tradition der byzantinischen Kirchen in der slawischen Welt spricht vom Jahr 988 als dem Zeitpunkt der Taufe der Kiewer Rus’. Bis heute dauert die Inkulturation des byzantinischen Ritus in das Weltbild der slawischen Völker an. Im Zentrum des byzantinischen kirchlichen Lebens stand immer die Göttliche Liturgie, ihre Schönheit und reiche theologische Symbolik. Inwiefern unterscheidet sich diese Symbolik bei den Griechen und Slawen? Sind Ritus und Interpretation der Liturgie bei ihnen seit tausend Jahren noch gleich?

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Diese Fragen bekommen noch einen zusätzlichen Aspekt durch die Entstehung der mit Rom unierten Kiewer Metropolie im Jahr 1596: Der Ritus blieb dabei byzantinisch, aber in der Lehre hielten westliche Einflüsse Einzug. Da die unierte Kirche im Russischen Reich wie auch später in der Sowjetunion verboten und verfolgt wurde und nur unter Österreich-Ungarn und Polen öffentlich tätig sein durfte, waren die Katechismen oft fast die einzige theologische Literatur in dieser Zeit.

In meiner Arbeit interessiere ich mich deshalb für die Interpretation der Liturgie in der Ukrainischen griechisch-katholischen Kirche, wie sie in den Katechismen und der katechetischen Literatur seit dem 19. Jh. zu finden ist. Auch wenn sich die Katechismen der unierten Kirche oft nach den Vorlagen der Römisch-katholischen Kirche orientierten, war gerade der liturgische Teil oft eigens geschrieben. In meiner Arbeit möchte ich daher erforschen, welche theologischen Grundmuster und Interpretationen der Göttlichen Liturgie sich da unterscheiden lassen.

Die ersten Eindrücke lassen vermuten, dass die Deutung der Liturgie als einer Abbildung der heilsgeschichtlichen Ereignisse aus dem Leben Jesu und die Teilnahme an ihnen eine besondere Rolle in der Liturgieinterpretation dieser Zeit gespielt haben dürfte.

Magisterarbeiten

Pavlo Boiko
Das Katechumenat und die Erwachsenentaufe in der Ukrainischen Griechisch-Katholischen Kirche: Historischer Hintergrund, rechtliche und praktische Aspekte

Pavlo Boiko, Ukraine, Ukrainische Griechisch-Katholische Kirche, Eparchie Stryi

Heutzutage wird das Sakrament der Taufe meistens Kindern gespendet, wobei die Erwachsenentaufe, die nach wie vor eine bedeutende Rolle im Leben der Kirche spielt, etwas aus dem Blick geraten ist. Das Hauptziel dieser Magisterarbeit ist es, die geschichtliche Entwicklung, die aktuelle Lage sowie die offiziellen Vorschriften in Bezug auf die Erwachsenentaufe in der UGKK zu untersuchen und einen Überblick über dieses Thema zu verschaffen.

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Um die geschichtliche Entwicklung in ihren verschiedenen Phasen veranschaulichen zu können, wird zunächst der historische Kontext untersucht, v. a. in Bezug auf die Geschichte der UGKK, aber auch darüber hinaus. Es werden außerdem die offiziellen Dokumente der UGKK analysiert, einschließlich des CCEO, des Partikularrechts und der Synodenbeschlüsse der UGKK sowie des Katechismus „Christus – unser Pascha“. Das ermöglicht einen Überblick über die offizielle Position der Kirche gegenüber der Erwachsenentaufe sowie über die Richtlinien für die Ausbildung der Katechumenen und die liturgische Spendung des Taufsakraments an Erwachsene.

Ein anderer Baustein dieser Arbeit ist die Analyse der aktuellen Situation mit der Erwachsenentaufe in der heutigen Praxis der UGKK. Hierbei wird insbesondere auf die Herausforderungen eingegangen, denen sowohl die Katechumenen als auch die Priester in diesem Prozess gegenüberstehen. Einen besonderen Blick verdienen in dieser Hinsicht u. a. das gegenwärtige Programm des Erwachsenenkatechumenats in der UGKK sowie die liturgische Ordnung des Katechumenats der UGKK.

Philipp Endres
Eusebius von Caesarea und seine Predigt zur Einweihung der Kathedrale von Tyrus (HE X 4)

Philipp Endres, Deutschland, Römisch-Katholische Kirche, Bistum Eichstätt

Was ist eigentlich eine Kirche? Die Antworten auf diese Frage dürften sich wohl auf einer Achse zwischen einer „Basilika“ – als profanem Versammlungsraum – und einem „Tempel“ – als Sakralbau im Sinne eines „Gotteshauses“ – erstrecken. Wenngleich der Charakter des Kirchbaus in seiner sakralen bzw. profanen Dimension durch die verschiedenen Epochen der Kirchengeschichte hindurch immer unterschiedlich nuanciert wurde, blieb die „Innovation“ des Christentums unumstritten: Die Einwohnung Gottes auf Erden ist eine Person, Jesus Christus, der fleischgewordene Logos, und davon ausgehend der Leib eines jeden Getauften als Tempel des Heiligen Geistes. Entsprechend lehnt das Christentum schon früh die Vorstellung einer örtlich gebundenen Sakralität ab, wie beispielsweise die Schriften von Clemens Alexandrinus und Origenes belegen.

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Ein scheinbar anderes Bild bietet sich bei Eusebius von Caesarea in seiner Predigt zur Einweihung der Kathedrale von Tyros, die im zehnten Buch seiner Kirchengeschichte überliefert ist (HE X 4). Mit großen Worten rühmt er darin Paulinus, den Bischof von Tyros und Erbauer der Kathedrale, als „neuen Beseleel, den Erbauer des göttlichen Zeltes, oder [als] Salomon, den König des neuen und viel besseren Jerusalem, oder gar [als] Zorobabel […], der dem Tempel Gottes noch weit größere Herrlichkeit verlieh, als sie früher ihm eigen“ (HE X 4,3). Eusebius ist der erste, der die Kirche als Heiligtum (ἱερεῖον) oder Tempel (νέος) bezeichnet, sie gar als „heiligen Tempel Gottes“ (HE X 4,2) preist.

Innerhalb von Eusebius wirkmächtiger Historia Ecclesiastica bildet sie den Höhe- und Schlusspunkt, wobei sie in dieser Funktion triumphal den göttlich angelegten Sieg des Christentums verkündet, der nach den Zeiten der Verfolgung in der Herrschaft Konstantins heraufgeführt wird. Seinen programmatischen Ausdruck findet dieser Sieg in der Einweihung der Kathedrale von Tyros, wobei sich metaphorisch „die Kirche“ als Ganze in ihrer neu gewonnenen Öffentlichkeit versammelt. So bildet diese Gottesdienstgemeinschaft für Eusebius zugleich ein Bild für die innere Verfasstheit der Kirche: Während diese vor der Verfolgung in Zwietracht korrumpiert war, wurde sie von Gott in der Bedrängnis geläutert und lebt nun wieder in Eintracht und Frieden nach dem apostolischen Vorbild der Urkirche. In alttestamentlichen Bildern des endzeitlichen Heils schildert Eusebius diese neue kirchliche Wirklichkeit, die sich in der Basilika abbildet. Die erwartete Gottesstadt ist in der Kirche realisiert, sei es in der Gemeinschaft, dem Kirchbau oder auch dem eigentlichen himmlischen Heiligtum, der Seele.

Jene Einweihungspredigt von Eusebius ist Thema meiner Magisterarbeit. Ziel wird er sein, sie in all ihren Facetten zu untersuchen. Dazu soll sie in den Makrokontext von Eusebius gesamter Kirchengeschichte eingeordnet werden. Da sie das früheste Beispiel ihrer Art ist, sollen ihre Wurzeln in der römisch-griechischen rhetorischen Tradition nachverfolgt werden. Zudem gilt es, sie strukturell zu analysieren und davon ausgehend die theologische Intention nachzuzeichnen. Methodisch wird auch Eusebius Umgang mit der Bibel besprochen. Inhaltlich sollen weiterhin apologetische Tendenzen in der Predigt herausgearbeitet werden, seien sie gegen Porphyrios gewandt oder zum Aufweis des providentiell angelegten Sieges des Christentums. Ein weiterer wichtiger Punkt wird es sein, Eusebius Verständnis des Kirchbaus in seinem sakralen Charakter herauszuarbeiten. Dazu sei auf seine theologischen Wurzeln, besonders bei Origens, eingegangen und vor diesem Hintergrund auf das Urbild-Abbild-Schema sowie den dedizierenden Charakter der Kirchweihe (ἐγκαίνια).

German Shtumpf
Die Verwirklichung des absoluten Mythos: die Entfaltung des Verständnisses vom orthodoxen Mysterium der Eucharistie nach Aleksej Losev

German Shtumpf, Russisches Katholisches Apostolat, Melkitische Griechisch-Katholische Kirche, Eparchie Erzengel Sankt Michael in Sydney

Im modernen Weltbild bleibt die Haltung zum Mythos im Rahmen des Postmodernismus auf dem Niveau weit verbreiteter neuer europäischer Studien: Entweder wird er als eine Erfindung und Fiktion betrachtet oder als phantastische Schöpfung, oder als ideal, aber primitiv-wissenschaftliche Konstruktion der antiken Ära, eine Allegorie oder ein poetisches Werk. Daher bleiben die Bedeutung der Mythologie und das Verhältnis dazu für die moderne Gesellschaft von nachrangiger und geringer Bedeutung. Viele Forscher sind der Meinung, dass der moderne Mensch längst über das mythologische Denken und Weltbild hinausgegangen ist und der Mythos seine Aktualität verloren hat, ohne eine bedeutende Rolle im Leben des Menschen und der Gesellschaft zu spielen.

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Die wissenschaftliche Arbeit des russischen orthodoxen Philosophen Alexei Losev befasst sich mit dem Thema des Mythos und der Mythologie. Mithilfe des phänomenologisch-dialektischen Prinzips entwickelt Losev ein philosophisches System, in dem die Philosophie des Mythos eine Schlüsselrolle spielt.

Obwohl Alexei Losev weithin als Philosoph mit einem ausgearbeiteten System im Rahmen der russischen Philosophieschule anerkannt ist, berühren seine Forschungen auf die eine oder andere Weise Fragen der Theologie. Es gibt bereits erste Versuche, Losev als Theologen und seinen Beitrag zur russischen theologischen Schule zu verstehen.

Die Philosophie des Mythos, die der russische Philosoph in "Die Dialektik des Mythos" und "Ergänzung zur 'Dialektik des Mythos'" sowie in anderen Arbeiten zu diesem Thema darstellt, ermöglicht es, die Absicht des Autors zu enthüllen und sie als philosophische Apologie des orthodoxen Christentums zu betrachten. Diese Apologie berührt verschiedene Aspekte des Lebens, einschließlich zwischenkonfessionelle und interreligiöse Beziehungen, kulturell-soziale und historisch-politische Bereiche u.a.

Losev entwickelt die dialektische Formel des Mythos-Begriffs, indem er ihn in relativen und absoluten Mythos aufteilt. Daraus ergibt sich das Konzept von absoluter und relativer Mythologie, das über das rein religiöse Verständnis hinausgeht. Er verbindet den christlichen Mythos mit dem absoluten Mythos und die absolute Mythologie mit dem orthodoxen Christentum, wo die direkte Verwirklichung des Mythos im Ritus und Mysterium erfolgt.

Wenn man das philosophisch-theologische Sichtweise auf Mythos von Losev untersucht, kann man erstens eine fundierte Entfaltung des christlichen Mysteriumskultes, insbesondere der Eucharistie, als Zentrum der christlichen Sakramente, erhalten. Es ist erwähnenswert, dass Losev keine spezifische Arbeit zur christlichen Sakramentenlehre verfasst hat. Dennoch wird es im Rahmen seiner allgemeinen Philosophie des Mythos und der absoluten Mythologie versucht, basierend auf diesen Thesen, das Verständnis vom orthodoxen Mysterium nach Losev, insbesondere der Eucharistie, zu rekonstruieren und ihre Definition, Wirkung, Rolle und Stellung im Gesamtkontext seines philosophischen Systems herauszuarbeiten.

Die Untersuchung des philosophisch-theologischen Systems von Losev ermöglicht es zweitens, seine Werke besser zu verstehen und ihn als Philosophen und Theologen zu würdigen. Drittens hilft es dabei, seine Forschungen als wichtig für die Vielfalt des Verständnisses der orthodoxen Theologieschule darzustellen.

Die Philosophie des Mythos und ihre Anwendung auf die Sakramente, insbesondere die Eucharistie, sind in akademischen Kreisen von Bedeutung, in denen Rationalismus, Empirismus, Positivismus und Materialismus vorherrschen, sowie antireligiöse und atheistische Positionen, die die Legitimität der Theologie sowie Validität des Sakramentes in Frage stellen.

Schließlich kann das Verständnis der orthodoxen Sichtweise auf die Eucharistie im Kontext von Losev mit dem katholischen und protestantischen Verständnis kontrastieren und bietet eine eigenständige Sichtweise des Autors auf die Rolle des christlichen Mysteriums, in dem das mythologische Weltbild eine wichtige Rolle spielt.