Aushandlungen von Geschichte(n)

Holocaust Education für erwachsene Migrant:innen im Rahmen des BAMF-Orientierungskurses

Projektbeschreibung

Auschwitz Architektur
Quelle: Colourbox

Erkenntnisinteresse und Forschungsfrage:

Vielfältige Vergangenheitskonstruktionen und Erinnerungspraktiken sind Ausdruck einer pluralen Gesellschaft. Erinnerungen können dabei auch im Widerstreit sein, im Sinne von gemeinsamen, trennendem oder auch konfliktivem Gedenken. Erinnern unterliegt spezifischen gesellschaftlichen Machtverhältnissen, die u.a. auf teils kollektivierenden und kulturalisierenden Konstruktionen beruhen. Die Forschung bedient sich wissens-, erinnerungs- und rassismustheoretischer Zugänge sowie empirischer Momentaufnahmen. Sie argumentiert, dass sowohl Lehrkräfte als auch Lernende im diskursiven Austausch über Geschichte(n) und Vergangenheit(en) zwischen der (Re-)Produktion national(staatlich)er Strukturierungen und dem Versuch der Sichtbarmachung von Vielfalt in Geschichtsbezügen navigieren. Das Forschungsprojekt beleuchtet, wie bei der Vermittlung historischen Wissens sowohl inklusive als auch ausgrenzende Diskurse über Geschichte(n) und Zugehörigkeit(en) koexistieren. Dies erfolgt am Beispiel eines Orientierungskurses des BAMF, der als Ort historisch-politischer Bildung verstanden wird.

Im Fokus steht die Lehr-Lern-Situation in einem BAMF-Orientierungskurs. Es stellen sich die Fragen, wie sich die Wissensvermittlung mit Blick auf die Heterogenität der Teilnehmer*innen gestaltet. Es werden außerdem die Fragen adressiert: Welche Geschichte wird als „deutsche Geschichte“ (BAMF 2017: 33) und welche jenseits dieser vergegenwärtigt? Wer entscheidet, welche Geschichte(n) diskursiv hergestellt und tradiert werden? Inwiefern finden ‚andere‘ Geschichte(n) jenseits des Curriculums des BAMF Platz? In welchem Verhältnis stehen dabei historisches Wissen, Erinnerungspraktiken sowie inklusive und ausgrenzende Diskurse über Geschichte(n) und Zugehörigkeit(en)?


Projektdesign und Methode:

Das Forschungsprojekt bedient sich Methoden der empirischen Sozialforschung, um die Perspektiven von Lehrkräften und Kursteilnehmer:innen zu erfassen. Mittels einer Teilnehmenden Beobachtung im Orientierungskurs sowie einer angeleiteten Gruppendiskussion wird empirisches Datenmaterial erhoben und anschließend inhaltsanalytisch ausgewertet.


Laufzeit:

2019 - 2023

Ergebnisse und Veröffentlichung:

https://doi.org/10.1080/02601370.2023.2266777

Kontakt:
Elisabeth Lang
Elisabeth Lang M.A.
Wissenschaftliche Mitarbeiterin - Forschungsprojekt "EZRA"
Gebäude Marktplatz 13  |  Raum: MP13-103