Erkenntnisinteresse und Forschungsfrage:
Blickt man auf die journalistische Auseinandersetzung mit Pluralität und die Repräsentation von Minderheiten, dann sind es vor allem kulturalisierende, heteronormative und teils diskriminierende Diskurse, die über Jahrzehnte ein hohes Beharrungsvermögen besitzen. Mediale Berichterstattung ist das Ergebnis eines professionellen Journalismus, der jedoch mit Blick auf Themensetzungen und Personalstruktur der Realität einer diversen postmigrantischen Gesellschaft nur unzureichend Rechnung trägt. So sind Menschen mit Migrationsgeschichte, mit Behinderung, nicht-binären Geschlechtsidentitäten und nicht-heterosexuellen Orientierungen (LGBTIQ) in deutschen Redaktionen unterrepräsentiert. Diversität gilt vielerorts zwar als normativ erstrebenswert, in der Realität ist diese jedoch allzu oft ein bloßes Lippenbekenntnis.
Das Projekt zur Diversität (journalistischer) medialer Kommunikation nähert sich seinem Untersuchungsgegenstand öffentlichkeitstheoretisch und stellt den medialen Integrationsbegriff auf den Prüfstand. Im Horizont der Pluralisierung von Medienangeboten in digitalen Öffentlichkeiten rückt die Untersuchung das Schaffen diversitätssensibler Medienmacher:innen und die Maßnahmen in traditionellen Medienhäusern in Deutschland in den Fokus. Analysiert wird auf Basis qualitativer Interviews und einer Gruppendiskussion, welche Ziele und Strategien Journalist:innen und aktivistische Medienmacher:innen mit dem Thema Diversität verbinden.
Folgende Fragen untersucht das Projekt:
Methoden:
Das Forschungsdesigns des Projekts basiert auf drei Teilerhebungen mit teilweise variierenden Zielgruppen und Zugängen:
1) Zunächst wurden im Sommer 2021 insgesamt 15 qualitative Befragungen mit den Macher:innen von Medienangeboten, die sich mit den folgenden vier Dimensionen von Diversität beschäftigen: ethnische Diversität, Beeinträchtigung, LGBTIQ und Feminismus. Im Rahmen eines explorativen Studiendesigns zielten die Leitfadeninterviews darauf, möglichst viele Facetten der Angebotsvielfalt in diesem stark öffentlich-rechtlich und digital geprägten Feld zu erfassen. Zum Sample gehörten sowohl Redaktionen etablierter Medien als auch Social-Media-Formate mit und ohne institutionelle Anbindung an den Journalismus.
2) Im Sommer 2022 wurden die so gewonnenen Daten ergänzt um eine 90-minütige Gruppendiskussion mit einem ähnlichen Sample an Teilnehmenden. Insgesamt acht migrantische Medienschaffende von sechs verschiedenen Angeboten tauschten sich interaktiv unter anderem zu den Zielen und Herausforderungen ihrer Arbeit aus.
3) Um die Perspektive zu erweitern wurden zum Jahreswechsel 2022/23 sieben weitere Expert:inneninterviews geführt. Die Auswahl der Befragten konzentrierte sich nun auf Vertreter:inne traditioneller Medienunternehmen, die in ihrern Unternehmen eine Position mit Bezug zu Fragen der Diversität oder Integration verschiedener Anspruchsgruppen inne haben. Die Interviewpartner:innen arbeiten alle für reichweitenstarke journalistische Medienunternehmen, weiter differenziert wurde die Stichprobe nach einer ausgewogenen Verteilung der Dimensionen Rundfunk- und Printjournalismus. Der Leitfaden widmete sich inhaltlich nicht nur dem Jobprofil, sondern auch den zugrundeliegenden Motivationen, Zielen und Herausforderungen, die die entsprechenden Stellen innerhalb der Medienunternehmen mit sich bringen. Außerdem stand das Integrationsverständnis der Befragten, der mediale Auftrag in einer pluralen Gesellschaft sowie die strukturelle Verankerung und Relevanz ihrer Arbeit in den Medienunternehmen im Mittelpunkt.
Laufzeit:
04/2021 bis laufend
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