Gesellschaftliche Transformation

Wissen birgt stets das Potenzial für Veränderung. Die KU versteht sich in diesem Sinn auch als transformative Universität: Seit rund vier Jahrzehnten engagieren wir uns für eine nachhaltige Entwicklung. Dazu rücken wir immer wieder aktuelle gesellschaftliche Herausforderungen in den Fokus von Forschung und Lehre, um Veränderungsprozesse wissenschaftlich zu erschließen und zu reflektieren und diese gemeinsam mit unseren Kooperationspartnern sowie Bürgerinnen und Bürgern zu gestalten. Grundlage hierfür ist der inter- und transdisziplinäre Austausch über alle Fakultäten, Disziplinen und Gesellschaftsbereiche hinweg.

Mit der zweiten, auf weitere zehn Jahre angelegten Nachhaltigkeitsstrategie gehört die KU dabei bundesweit zu den wenigen Vorreiterinnen, die die Entwicklung der gesamten Universität (‚whole institution approach‘) an den globalen Zielen der Nachhaltigkeit orientieren. Seit 2016 haben wir für unsere Nachhaltigkeitsaktivitäten durch die Deutsche UNESCO-Kommission wiederholt die Auszeichnung „Lernort mit hoher Strahlkraft“ erhalten. Im Bereich „Hochwertige Bildung“ (SDG4) erzielte die KU 2024 im Rahmen des internationalen THE Impact Ranking bundesweit sogar Platz 1 und international Platz 51 von mehr als 1.600 Universitäten und Hochschulen.

Akteure & Institute der Transformation

Die KU verfügt über unterschiedliche Organisationseinheiten und Institute in den Bereichen transformative und transdisziplinäre Forschung sowie nachhaltige Entwicklung - von der Ebene einer Fakultät über ein An-Institut bis hin zum Green Office, dass die Aktivitäten der Studierendenschaft bündelt und eine Schnittstelle zu externen Kooperationspartnern darstellt.

School of Transformation & Sustainability

Wie lässt sich eine nachhaltige Zukunft gestalten? Mit der School of Transformation and Sustainability hat die KU im Herbst 2023 eine neue Fakultät gegründet, die sich den großen Herausforderungen unserer Zeit widmet. Ihre innovative Struktur und Programmatik sind darauf angelegt, die politischen, sozialen und ökologischen Veränderungen der Gegenwart zu analysieren und zu begleiten.

Green Office

Das Green Office – Nachhaltigkeitsbüro der KU bietet einen Knotenpunkt für alle im Bereich Nachhaltigkeit engagierten KU-Angehörigen und die Bevölkerung von Eichstätt, Ingolstadt und der Region 10.

Institut für angewandte Nachhaltigkeit

Das Institut für angewandte Nachhaltigkeit (INAS) ist ein An-Institut der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt und der Technischen Hochschule Ingolstadt. Es unterstützt Unternehmen und Kommunen bei der Wende zur Nachhaltigkeit.

Aktuelles

Regelmäßig finden an der KU Abendvorträge und Round table-Diskussionen statt, zu denen wir anerkannte Forschende zum öffentlichen Dialog und zur Auseinandersetzung einladen. Vielfach sind die Vorträge auch als Video auf dem YouTube-Kanal der KU nachträglich verfügbar.  

Zu Gast an der KU: Prof. Dr. Patrizia Nanz im Interview mit Dr. Thomas Metten

„Ohne Bürger ist der Staat nicht handlungsfähig“

Die Transformationsforscherin und Präsidentin des Europäischen Hochschulinstituts, Prof. Dr. Patrizia Nanz, war im November zu Gast an der KU Eichstätt-Ingolstadt

Vor mehr als zehn Jahren hat sich der Wissenschaftliche Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen (WBGU) in einem umfassenden Gutachten mit der „Großen Transformation“ beschäftigt. Der WBGU beschreibt darin einen anstehenden, umfassenden Wandel in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Diese tiefgreifende Große Transformation soll eine irreversible Schädigung der Ökosysteme auf der Erde und deren Auswirkungen auf die Menschheit vermeiden.

Mit Prof. Dr. Patrizia Nanz war im November eine international renommierte Expertin für dieses Thema an der KU zu Gast. In Forschung und Praxis beschäftigt sie sich in unterschiedlichen Funktionen seit vielen Jahren mit den Facetten des großen Wandels. Sie war lange Zeit wissenschaftliche Direktorin des Potsdamer Instituts für transformative Nachhaltigkeitsforschung (Institute for Advanced Sustainability Studies, IASS) und wurde Anfang November zur Präsidentin des Europäischen Hochschulinstituts in Florenz (Italien) gewählt. Im Fokus ihres Besuchs in Eichstätt stand die Frage, welche Rolle Universitäten in der Großen Transformation spielen können – allgemein sowie speziell mit Blick auf die KU.

Zu ihrem Besuch erläuterte die Nachhaltigkeitsexpertin in einem Gespräch mit Dr. Thomas Metten (Stabsstelle Strategie und Hochschulentwicklung) auch, wie die Wende zur Nachhaltigkeit gelingen kann.

Thomas Metten: Frau Nanz, die Folgen der Klimakrise in Deutschland verschärfen sich. Wollen wir Schlimmeres verhindern, bleiben uns für die Transformation zur Nachhaltigkeit noch 20 Jahre. Was genau aber bedeutet Transformation?

Patrizia Nanz: Transformation bezeichnet Wandelprozesse hin zu einer nachhaltigen Lebensweise. Dies betrifft, ganzheitlich betrachtet, alle Bereiche unserer Gesellschaft. Nicht nur die Ökologie, sondern auch Integration oder Digitalisierung. Der Ausdruck „Große Transformation“ bezieht sich dabei auf ein Buch des Wirtschaftshistorikers Karl Polanyi, der in den 1940er Jahren gezeigt hat, wie tiefgreifend die industrielle Revolution war. Wenn wir heute erneut von Transformation sprechen, meint dies, dass die bevorstehende gesamtgesellschaftliche Wende zur Nachhaltigkeit genauso tiefgreifend sein wird. Das betrifft nicht nur unsere Lebensweise, sondern auch den Staat, der in seiner heutigen Verfassung mit der industriellen Revolution entstanden ist.

TM: Sie betonen, dass die Transformation die Demokratiefrage unserer Zeit ist. Warum?

PN: Weil die Transformation so viele gesellschaftliche Sektoren betrifft. Alle Akteure müssen daher von vorneherein einbezogen werden, die Verwaltung, die Zivilgesellschaft, die Bürgerinnen und Bürger. Ohne sie ist der Staat nicht handlungsfähig. Es gibt zwar einige, die denken, dass Öko-Diktaturen den Wandel effizienter gestalten können. Ich bin mir da aber nicht sicher. Es braucht das Wissen der Vielen. Gemeinsam müssen wir uns fragen: Wie kann es uns gelingen, konkrete Zielvorstellungen zu entwickeln? Die globalen Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen besagen ja noch nicht, was dies für die Region Eichstätt bedeutet.

TM: Wie können Bürgerinnen und Bürger hierbei aktiv beteiligt werden?

PN: Bürgerbeteiligung muss ernsthaft betrieben werden. Es braucht überparteiliche Akteure, die ehrlich vermitteln und herausarbeiten, was es in einer Kommune braucht. Dazu muss der Beteiligungsprozess in das bestehende demokratische System und in die Verwaltung eingebettet sein. Sonst bleibt Bürgerbeteiligung wirkungslos. Und es braucht Medien, die den Prozess gut begleiten. In Kommunen besteht oft aber noch die Angst, gerade wenn es nicht nur um Empfehlungen, sondern um gemeinsames Handeln geht, dass die Prozesse nicht steuerbar sind. Deshalb ist Beteiligung auch eine Frage der Haltung.

TM: Welche Rolle kommt denn den Universitäten dabei zu?

PN: Der amerikanische Soziologen Jason Owen Smith beschreibt den öffentlichen Wert von Universitäten durch drei Aspekte: Sie bringen gebildete junge Menschen hervor, sie sind Orte der Inspiration und Ankerpunkte für regionale Veränderungsprozesse. Gerade an Universitäten können wir einen Schritt zurücktreten vom Alltag, um uns den größeren Fragen zu widmen. Denn eines der Probleme, warum wir nicht nachhaltig werden, besteht ja darin, dass wir häufig Automatismen folgen, ohne uns fragen, was wir wirklich brauchen. Es fehlt uns an Orientierung. Universitäten können genau das anbieten.

TM: Muss sich dafür auch das Selbstverständnis von Universitäten wandeln?

PN: Ja! Wir müssen uns fragen: Was ist eigentlich das Ethos der Forschenden? Was ist mit Wertefreiheit gemeint? Lange Zeit haben sich die Wissenschaften nicht die Frage nach ihrer gesellschaftlichen Rolle gestellt. Es gibt aber eine Verantwortung gegenüber der Gesellschaft. Damit geht die Frage einher, was für Orte Universitäten sind, wie sie Öffentlichkeiten schaffen und ihre Umwelt mitgestalten können. Natürlich muss das methodisch valide erfolgen, es geht ja nicht um Aktivismus oder politische Meinungen. Sondern um Reflexion für das langfristige Gemeinwohl. Ich glaube, dass es dafür einen hohen Bedarf in der Gesellschaft gibt.

TM: Vielen Dank für das Gespräch!

 

ZUR PERSON

Prof. Dr. Patrizia Nanz war bis 2021 wissenschaftliche Direktorin am Forschungsinstitut für Nachhaltigkeit in Potsdam. Aktuell ist sie Leiterin des Laboratoriums Beteiligende Verwaltung. Vor drei Wochen wurde sie zur Präsidentin des Europäischen Hochschulinstituts in Florenz gewählt. Zuletzt von ihr erschienen ist das Buch: Das wird unsere Stadt. Bürger:innen erneuern die Demokratie.

 

 

 

Transformative Projekte

Derzeit setzen wir an der KU transformative Projektvorhaben in verschiedenen Forschungskontexten und Wissenstransfer-Bereichen um. Informationen über aktuelle Transformationsprojekte finden Sie auf dieser Webseite oder auf den Webseiten der einzelnen Fakultäten.

Mensch in Bewegung II

Diskussionsveranstaltung mit Bürgerinnen und Bürgern

Mit "Mensch in Bewegung II" sind die Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt und die Technische Hochschule Ingolstadt (THI) in die zweite Förderphase des Bund-Länder-Programms "Innovative Hochschule" gestartet. Gemeinsam mit Partnern aus Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft entwickeln die Hochschulen eine Plattform für die inter- und transdisziplinäre Gestaltung der drängenden Fragen unserer Zeit. Das Projekt wird im Rahmen der Förderinitiative „Innovative Hochschule“ vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und dem Land Bayern mit rund 10 Millionen Euro über fünf Jahre (2023–2027) gefördert.

Kleine Kommunen, große Wirkung

Entwurf des neuen Stadttors von Eichstätt

Das Projekt „Kleine Kommunen, große Wirkung“ erprobt einen neuartigen, inter- und transdisziplinären Ansatz, um das Transformationspotenzial von Kleinstädten im ländlichen Raum zu erforschen und eine nachhaltige Regionalentwicklung zu fördern. Dazu baut die Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt in Zusammenarbeit mit der Stadt Eichstätt und dem Landkreis Eichstätt ein Reallabor mit künstlerischen Forschungselementen und einem Transformational Design Space auf. Realisiert wird das Projekt durch die Zusammenarbeit von Forschenden aus der Sozial- und Organisationspsychologie, der Europäischen Ethnologie, der Kunstpädagogik und der Journalistik. Gefördert wird das Projekt von der Volkswagenstiftung.

Forschungseinrichtungen in der Transformation

Interdisziplinäre Forschungsvorhaben zu aktuellen gesellschaftlichen Fragestellungen werden an der KU zudem durch das Sustainability Research Lab sowie von den Zentren und Zentralinstituten vorangetrieben. Hier forschen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler fakultätsübergreifend und interdisziplinär zusammen und engagieren sich neben zahlreichen Forschungsprojekten auch in der Lehre und in besonderen Transferprojekten. Zu den Zentren gehören:

  • KU Zentrum für Kirche, Religion und Gesellschaft im Wandel (ZRKG)
  • Zentrum für Ehe und Familie in der Gesellschaft (ZFG)
  • Zentrum für Lateinamerikastudien (ZILAS)
  • Zentrum Flucht und Migration (ZFM)
Sustainability Research Lab

Das KU.Sustainability Research Lab führt die vielfältigen und langjährigen Forschungsaktivitäten zur Nachhaltigen Entwicklung aus den verschiedensten Disziplinen und Fachrichtungen der KU zusammen, stärkt sie und entwickelt sie synergetisch weiter. Ein Hauptziel ist es, gemeinsame Forschungsvorhaben anzuregen sowie deren Ergebnisse sichtbar zu machen.

Ansprechperson

Sie haben Fragen? Wir antworten! 

Möchten Sie mehr erfahren über die Aktivitäten der KU im Handlungsfeld Gesellschaftliche Transformation? Kennen Sie ein Projekt, in dem Nachhaltigkeit und Transformation eine zentrale Rolle spielen und wollen es hier abbilden? Haben Sie eine Projektidee, die mit transformativer und transdisziplinärer Forschung umgesetzt werden kann?

Dann melden Sie sich gern bei uns:

Dr. Thomas Metten, Stabsstelle Strategie und Hochschulentwicklung

Kontakt: thomas.metten(at)ku.de