ZRKG-Tagung 2023

Statue Encantado
© Andielo Enrico/Shutterstock.com

Performing Christianities - Differenzfähigkeit des Christlichen in einer globalen Weltgesellschaft

2. ZRKG-Tagung, 15.-17. Juni 2023, Eichstätt

In einer globalisierten, von tiefgreifenden Transformationsprozessen gekennzeichneten Welt wandelt sich die Gestalt des Christlichen grundlegend. Die Verlagerung der Dynamiken des Christentums in den globalen Süden und die Migrationsbewegungen geben der Auseinandersetzung mit (Neo-)Kolonialismus, mit Machtasymmetrien und eurozentrisch-westlichem Denken neue Dringlichkeit. Konflikte um Anerkennung, um kulturelle und religiöse Identitäten wie um die normativen Gehalte der Moderne spitzen sich zu – nicht nur zwischen Religionen und Kulturräumen, sondern auch innerhalb ihrer: Sie entzünden sich an Differenzen im Vollzug des Glaubens, in unterschiedlichen Stilen und Hermeneutiken des Christlichen, die über Konfessionen hinweg wie durch sie hindurch verlaufen und neue Allianzen und Polarisierungen schaffen. Vor diesem Hintergrund befragt die 2. ZRKG-Tagung vom 15. bis 17. Juni 2023 Vollzugsformen des Christlichen auf ihre Fähigkeit, in der Suche nach Gemeinsamem und Verbindendem den Differenzen gerecht zu werden.

 

Zur Zielsetzung der ZRKG Tagung (ausführlich)

Unsere globalisierte und eng vernetzte Welt ist von tiefreichenden, oft konfliktreichen Transformationsprozessen gekennzeichnet. Die Gestalt des Christlichen wandelt sich grundlegend. Die religiöse Dynamik und der zahlenmäßige Schwerpunkt der Christenheit verschiebt sich in den globalen Süden. Die Auseinandersetzung mit (Neo-)Kolonialismus, Machtasymmetrien und ökonomisch-kultureller Hegemonie spiegelt sich im religiösen Feld ebenso wie die Kämpfe um kulturelle und religiöse Identität, um Anerkennung, um das Verständnis der Moderne und um das Verhältnis von Vernunft und Spiritualität/Glaube. Im Verhältnis von globalem Norden und globalem Süden, von westlichen und östlichen Verständnissen von Kultur und Religion brechen diese Konflikte immer wieder auf. Zumal wenn eine eurozentrische, „westliche“ Sicht überschritten wird, zeigt sich eine enorme Dynamik und Pluralisierung des Religiösen, in der die Ambivalenzen im Verhältnis zum Heiligen zutage treten: Religion kann Quelle der Hoffnung sein, Menschen zusammenführen, aufrichten, gemeinsames Handeln und Versöhnung ermöglichen; sie kann aber auch Verdrängung und Weltflucht befördern, gegen Probleme und Kritik immunisieren, der Abgrenzung vom Anderen dienen oder Kriege, Terror und Gewalt legitimieren.

Die Pluralisierung der „globalen Christentümer“ bezieht sich nicht nur auf das Verhältnis von Kirchen und Konfessionen zueinander, sondern auf deren innere Pluralisierungen: Unterschiedliche Lebensformen des Glaubens, der Spiritualität und der Gemeinschaftsbildung verlaufen quer durch die Konfessionen hindurch und unterschiedliche Glaubensstile gehen auch mit entsprechenden politischen Positionierungen einher. In den vielfältigen Differenzen fragen wir im Bewusstsein unserer eigenen begrenzten Perspektive:

  • Wie weit sind die verschiedenen Formen und Stile des Christlichen in der Lage mit Differenzen umzugehen? Welche Muster, Strategien und konfessionellen Besonderheiten lassen sich hier beobachten?
  • Wie lässt sich beschreiben, was in allen Differenzen als verbindend „Christliches“ geteilt wird? Lassen sich in der Pluralität der Vollzugsformen ein Kern oder ein Profil des Christlichen ausmachen, wie man ihn früher etwa als „Wesen des Christentums“ oder im Anspruch auf eine (römisch-)katholische Zentralperspektive gesucht hat? 
  • Welche Strategien lassen sich finden, in denen Gemeinsames (als „communitas“ und „communio“) sei es in einem geteilten Konsens oder einer verbindlichen (verbindenden?) Identität oder auch als Umgang mit Differenzen in geteilter Verwundbarkeit und Anerkennung des Fremden ausgedrückt wird?
  • Welche ästhetischen und rituellen Ausdrucksformen bilden sich darin neu aus?
  • Lässt sich von hierher vielleicht in Pluralität, Konflikt und Differenz ein „common ground“ entdecken, der aus einem Stil und einer Form des Umgangs mit dem anderen entspringt, und der dabei partizipativ und dialogisch die gemeinsame Suche und Arbeit am „common good“ der Menschheit und der Erde ermöglicht?
  • Lassen sich in solcher Perspektive die Performativität des Christlichen in einen gemeinsamen, Spannungen und Konflikte produktiv wendenden kommunikativen Zusammenhang rücken?
  • Welche neuen Modelle von Einheit ergeben sich daraus?

Vorläufiges Programm

(Die Vortragstitel der Referentinnen und Referenten folgen zu gegebener Zeit.)

Donnerstag, 15. Juni 2023

ab 13:45       Kaffee, Ankommen, Ausgabe der Tagungsmappen (Tagungsraum KAP-209)

14:15-14:45  Eröffnung und thematische Einführung

 

I. Geschichtliche Annäherung: Von einer eurozentrisch-kolonialen Gestalt des Christentums zur pluralen, polyzentrischen und spannungsreichen Situation der Gegenwart

14:45            Prof. Dr. Klaus Koschorke, LMU München

15:20            Response Prof. Dr. Christian Handschuh, Univ. Passau/ZRKG

15:35            Diskussion

16:00-16:15 Kaffee-Pause

16:15            Prof. Dr. Mariano Delgado, Univ. Fribourg, Schweiz/IRD

16:50           Response N.N.

17:05           Diskussion

17:30-19:00 Abendimbiss und Begegnung (KAP-018)

 

II. Decolonizing Christian performances of the global - ein Abendvortrags-Tandem

19:00          Prof. Dr. Boaventura de Sousa Santos, Coimbra, Portugal, Wisconsin-Madison

19:50          Prof. Dr. Michelle Becka, Univ. Würzburg

20:25          Diskussion der beiden Vorträge

21:00         Gemeinsamer Ausklang (KAP-018)

 

Freitag, 16. Juni 2023

III. Pluralisierungen – Polarisierungen – (un)gesicherte Identitäten: Zum transkulturellen Umgang mit Fremdheitserfahrungen

III.1 Dekolonialisierung, der Kampf um Anerkennung in der Spannung von globalem Norden und globalen Süden

9:00              Prof. Dr. Amaya Querejazu Escobari, Univ. de Antioquía, Colombia

9:30              Dr. Jochen Kleinschmidt, KU Eichstätt-Ingolstadt/ZILAS

10:00            Diskussion der beiden Vorträge

10:30-10:45 Kaffee-Pause

III.2 Identitätsfragen, kulturelle Konflikte und die Spannung von liberaler Weltsicht und traditionaler Verankerung  im Verhältnis von Ost und West

10:45            Prof. Dr. Brandon Gallagher, Univ. of Exeter

11:15             Prof. Dr. Thomas Kremer, KU Eichstätt-Ingolstadt/ZRKG

11:45             Diskussion der beiden Vorträge

12:15-14:00  Mittagsimbiss (KAP-018) und Pause

III.3 Migration als Produktivkraft des Religiösen

14:00             Tit. Prof. Dr. Arnd Bünker, SPI St. Gallen, Schweiz

14:30             Prof. Dr. Karin Scherschel, KU Eichstätt-Ingolstadt/ZFM

15:00             Diskussion der beiden Vorträge

15:30-16:00  Kaffee-Pause

 

IV. Theoriewerkstatt – wie das Universale im Besonderen bezeugen?

16:00           Prof. Dr. Martin Kirschner, KU Eichstätt-Ingolstadt/ZRKG

16:10            Prof. Dr. Karlheinz Ruhstorfer, Univ. Freiburg, Schweiz

16:20            Prof. Dr. Annette Langner-Pitschmann, Goethe Univ. Frankfurt

16:30            Diskussion der drei Kurzvorträge

17:00            Prof. Dr. Michael Quisinsky, KH Freiburg/Br.

17:10            N.N.

17:20            Prof. Dr. Joost van Loon, KU Eichstätt-Ingolstadt/ZRKG

 17:30           Diskussion der drei Kurzvorträge

18:30            Gemeinsames Abendessen und Begegnung (Gutmann)

 

Samstag, 17. Juni 2023

V. Fallstudien und Konkretisierungen

9:00              Prof. Dr. Martin Rötting, Univ. Salzburg, Österreich, Zentrum Theologie Interkulturell u. Studium der Religionen

9:20              Prof. Dr. Katharina Karl, KU Eichstätt-Ingolstadt/ZRKG

9:40              Prof. Dr. Thomas Fischer, KU Eichstätt-Ingolstadt/ZILAS

10:00            Diskussion der drei Vorträge

10:30-11:00  Kaffee-Pause

11:00             Prof. Dr. Tim Noble, Karlsuniversität Prag, Tschechien

11:20             Prof. Dr. Michael Zimmermann, KU Eichstätt-Ingolstadt/ZRKG

11:40             Prof. Ionut Untea PhD, Southeast University, Nanjing, China

12:00            Diskussion der drei Vorträge

 

VI. Auswertung und Überhänge 

12:30            Zusammenfassung und gemeinsame Schlussdiskussion

13:00             Mittagsimbiss (KAP-018) und Verabschiedung

 

Anmeldung

Für die Teilnahme vor Ort incl. Verpflegung ist eine Anmeldung bis 1. Juni 2023 erforderlich. Die Verpflegung beinhaltet zwei Mittagsimbisse, zwei Abendessen, Getränke vor Ort sowie die Pausenverpflegung. Hierfür wird eine Teilnahmegebühr erhoben.

Für die digitale oder persönliche Teilnahme (ohne Mahlzeiten) ist eine Anmeldung bis 12. Juni 2023 erforderlich. Für vor Ort anwesende Teilnehmende ist die Verpflegung bei den Kaffeepausen kostenlos.

Anmeldungen mit Angabe, in welcher Form - persönlich, persönlich mit Mahlzeiten, digital - Sie teilnehmen möchten, bitte via zrkg(at)ku.de.

Organisation und Kontakt

Die Tagung wird von einer interdisziplinären Arbeitsgruppe vorbereitet:

Prof. Dr. Katharina Karl, Theologische Fakultät, KU Eichstätt-Ingolstadt

Prof. Dr. Martin Kirschner, Theologische Fakultät, KU Eichstätt-Ingolstadt

Prof. Dr. Thomas Pittrof, Sprach- und Literaturwissenschaftliche Fakultät, KU Eichstätt-Ingolstadt

Prof. Dr. Joost van Loon, Geschichts- und Gesellschaftswissenschaftliche Fakultät, KU Eichstätt-Ingolstadt

 

Tagungsbüro:

Geschäftsstelle ZRKG
Am Salzstadel 1
85072 Eichstätt

E-Mail: zrkg(at)ku.de

Sekretariat: Theresia Böhm

Tel:  +49 8421 9355639