Refugee Women in Media

Projektbeschreibung

credit to the photographer "Gerd Altmann / pixabay"
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Erkenntnisinteresse und Forschungsfragen:

Migration und Flucht zählen zu besonders kontrovers diskutierten Themen in Politik und Öffentlichkeit und stellen zentrale Themen für die mediale Agenda dar. Mediale Darstellungen wirken sich auf die Wahrnehmungen und Meinungen der Öffentlichkeit aus. Die Art und Weise, wie über die Themen bzw. Migrant:innen und Geflüchtete berichtet wird, beeinflusst demnach, wie diese in der Öffentlichkeit wahrgenommen werden und ob und wie ihre Anliegen und Bedürfnisse Beachtung in der öffentlichen Agenda finden.

Mediale Darstellungen im Kontext von Migration und Flucht sind häufig problemzentriert und Migrant:innen und Geflüchtete sind in der Berichterstattung meist unterrepräsentiert. Ihre Anliegen und Lebensrealitäten werden dadurch ausgeblendet und sie erscheinen häufig nur in Form von (negativen) Stereotypen. Dies trifft in besonderem Maße auf geflüchtete Frauen zu, sie sind im Vergleich zu geflüchteten Männern noch weniger sichtbar. Die Darstellungen konzentrieren sich zudem häufig auf Bilder passiver, abhängiger und vulnerabler Frauen, die als besonders schützenswert gelten.

Ähnlich verhält es sich mit wissenschaftlichen Untersuchungen zu Mediendarstellungen im Kontext von Flucht und Migration. Eine genderanalytische Perspektive wird nur selten einbezogen und es liegen bislang kaum Erkenntnisse zur Repräsentation geflüchteter Frauen vor. Auch stehen umfassende vergleichende Analysen sowie Längsschnittuntersuchungen über größere Zeitspannen noch aus. Auch die Rezeption und Wirkung medialer Darstellungen sind seltener im Fokus der Analysen.

Das Projekt untersucht daher zum einen die mediale Repräsentation geflüchteter Frauen im Zeitraum 2011 bis 2021. Eine Längsschnittstudie soll Einblick in die Anzahl und inhaltliche Darstellung weiblicher Geflüchteter in der Berichterstattung der fünf meistgenutzten internationalen Nachrichtensender in Europa anhand ihrer YouTube-Präsenzen geben (CNN, BBC News, Al Jazeera English, Sky News, Deutsche Welle News). Die zentrale Forschungsfrage lautet: Wie werden geflüchtete Frauen in internationalen Medienberichten dargestellt? Zudem soll untersucht werden, wie YouTube Nutzer:innen auf diese Darstellungen reagieren. Gefragt wird: Welche Stimmungen/Emotionen herrschen in den Kommentaren zu den jeweiligen Videos vor?

Die Erkenntnisse dieser Analysen sollen daraufhin mit geflüchteten Frauen diskutiert und reflektiert werden. Im Fokus sollen ihre Wahrnehmungen, Meinungen und Wünsche in Bezug auf die Medienberichterstattung über geflüchtete Frauen stehen, um daraus Empfehlungen für Medienschaffende zu formulieren.


Projektdesign und Methode:

Mittels eines automatisierten Verfahrens werden die Video-Informationen (Beschreibungen, Transkripte, Kommentare, Likes usw.) erfasst und durch eine Kombination aus automatisierten Verfahren (Topic modeling und Sentiment Analysis) sowie manueller Codierung (Quantitative Inhaltsanalyse) im Kontext des zeitlichen Verlaufs interpretiert. Das Topic modeling gibt Aufschluss über die Themenfelder, über die im Zusammenhang mit geflüchteten Frauen berichtet wird. Die Sentiment Analyse dagegen ermöglicht Aussagen über die Tonalität und Emotionen in den Video-Beiträgen sowie den Kommentaren der Nutzer:innen zu den Videoinhalten.

Dem wird ein Vergleich mit den Lebensrealitäten geflüchteter Frauen in Deutschland anhand der Ergebnisse zweier qualitativer Gruppendiskussionen mit geflüchteten Frauen gegenübergestellt.


Laufzeit:

01/2022-12/2022

Kontakt:
Liane Rothenberger
Prof. Dr. phil. habil. Liane Rothenberger
Professur für Medien und Öffentlichkeit mit Schwerpunkt Migration
Gebäude Waisenhaus  |  Raum: WH 201
Förderung:

Mensch in Bewegung
https://mensch-in-bewegung.info/