Nachfolgende Tagungen hat der Lehrstuhl für Theologie des Christlichen Ostens ausgerichtet bzw. sich an der Organisation der Tagung beteiligt:

2021

15.–26. Juni 2021: „Erben von Byzanz“ – Jahrestagung der „Gesellschaft zum Studium des Christlichen Ostens“ (GSCO)

„Erben von Byzanz“ – Jahrestagung 2021 der „Gesellschaft zum Studium des Christlichen Ostens“ (GSCO)
GSCO-Ankündigung
Titelbild GSCO-Ankündigung

Am 25. und 26. Juni findet die Jahrestagung der „Gesellschaft zum Studium des Christlichen Ostens“ mit dem Thema „Erben von Byzanz – Kontinuität und Transformation byzantinischer Identitäten“ statt. Eigentlich in Präsenzform an der KU Eichstätt-Ingolstadt vorgesehen, muss sie aufgrund der gegenwärtigen Bedingungen digital durchgeführt werden.

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Die GSCO wurde 2001 als Arbeitsgemeinschaft wissenschaftlich arbeitender Institute und Einzelpersonen im deutschen Sprachraum zur Förderung der Erforschung des Christlichen Ostens gegründet. Mit „Christlicher Osten“ sind gemeint die kirchlichen Traditionen, die ursprünglich im Osten des Römischen Reiches bzw. östlich und südlich davon beheimatet waren.

Die GSCO vereint Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus den Fachbereichen Theologie, Philologie und Geschichtswissenschaft sowie Vertreterinnen und Vertreter der Kirchen in internationaler und überkonfessioneller Ausrichtung. Derzeit ist der Inhaber der Eichstätter Stiftungsprofessur, Prof. Dr. Thomas Kremer, Vorsitzender der Gesellschaft.

Durch regelmäßige Konsultationen will die GSCO die in diesem Bereich arbeitenden Personen vernetzen und dadurch einen Erfahrungsaustausch, gegenseitige Beratung und Kooperation ermöglichen. Im jährlichen Turnus wird zu diesem Zweck eine Jahrestagung durchgeführt, welche in diesem Jahr von der Eichstätter Stiftungsprofessur für Theologie des Christlichen Ostens ausgerichtet wird.

Das Thema „Erben von Byzanz – Kontinuität und Transformation byzantinischer Identitäten“ blickt dabei auf die Entwicklung des byzantinischen Erbes in der Zeit nach dem Untergang Konstantinopels 1453 bis in die Gegenwart. Schlaglichtartig wird am Freitag, dem 25. Juni 2021, auf die Rum-orthodoxe Kirche von Antiochien, die Mission des Christentums byzantinischer Tradition im subsaharischen Afrika sowie die Geschichte der Pontos-Griechen geschaut. Am Samstag, den 26. Juni 2021 stehen drei katholische Ostkirchen der byzantinischen Tradition in Ungarn, Süditalien und Kroatien im Fokus. Die Tagung will einen lebendigen Eindruck darin vermitteln, wie sehr das Erbe von Byzanz auch in der Zeit nach dem Untergang des Byzantinischen Reiches in den byzantinisch-orthodoxen sowie in den griechisch-katholischen Kirchen weiterlebte und dabei eigene „byzantinische Identitäten“ ausbildete, die neben einem hohen Maß an Gemeinsamkeit sich deutlich voneinander unterscheidende Charakteristika besitzen.

Bis auf die interne Mitgliederversammlung sind alle Vorträge, die Abendveranstaltung mit Verleihung des GSCO-Preises sowie die Gottesdienste im Collegium Orientale öffentlich via Zoom und/oder Youtube zugänglich. Alle Interessierten sind herzlich eingeladen, daran teilzunehmen! Bitte entnehmen Sie dazu die Zugangsdaten dem beigefügten Flyer.

 

Zum Weiterlesen:

Tagungsprogramm GSCO-Tagung 2021

Website der GSCO

15.–17. April 2021: Digitale Jahrestagung des AK Patristik

Digitale Jahrestagung des AK Patristik 2021 – Programm und Anmeldung

Die für 2020 geplante Jahrestagung des AK Patristik an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt wird vom 15. bis 17. April 2021 nachgeholt. Sie wird als digitale Konferenz via ZOOM stattfinden. Unter dem Rahmenthema „‚Grenzüberschreitungen‘ im antiken Christentum“ werden Referentinnen und Referenten aus den Fachbereichen Kirchengeschichte, Alte Geschichte, Fundamentaltheologie, Pastoraltheologie und Gräzistik vortragen.

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Grenzen sind meist nicht unmittelbar sichtbar. Im Laufe der Geschichte haben sie sich in verschiedensten Bereichen durch historisch-politische und sozial-gesellschaftliche Entwicklungen konstituiert. Zugleich sind sie wandelbar, sogar vergänglich. Die Funktion und Wirkung der Grenze ist immer ambivalent: Einerseits ordnet und strukturiert sie Lebenswirklichkeiten und verleiht so Orientierung; andererseits schafft sie zwar Zugehörigkeit (Inklusion), zugleich aber auch Trennung und Absonderung (Exklusion). Der Fokus der Tagung liegt auf verschiedenen „Grenzüberschreitungen“ im antiken Christentum, auf der historischen Dimension religiöser Transformationsprozesse. Denn Grenzüberschreitungen sollen als ein prozesshaftes Geschehen, das durch seine innewohnende, potente Eigendynamik vielfältige und diverse Begegnungen und Transformationen ermöglicht, verstanden werden.

Die Jahrestagung 2021 wird organisiert von Katharina Reihl (Lehrstuhl für Alte Kirchengeschichte und Patrologie) und Joachim Braun (Stiftungsprofessur Prinz Max von Sachsen für Theologie des Christlichen Ostens). Sie wird als digitale Konferenz via ZOOM stattfinden. Um die Zugangsdaten zu erhalten, melden Sie sich per formloser Mail unter kontakt(at)ak-patristik.de. Die Teilnahme am Abendvortrag am Donnerstag, 15. April 2021, um 19.30 Uhr ist ohne vorherige Anmeldung möglich.

Tagungsprogramm

Öffentlicher Abendvortrag im Rahmen der digitalen Jahrestagung 2021 des AK Patristik

Im Rahmen der digitalen Jahrestagung des AK Patristik, die vom 15. bis 17. April 2021 unter dem Rahmenthema „‚Grenzüberschreitungen‘ im antiken Christentum“ stattfinden wird, laden die Stiftungsprofessur für Theologie des Christlichen Ostens und der Lehrstuhl für Alte Kirchengeschichte und Patrologie zu einem öffentlichen Abendvortrag am Donnerstag, 15. April 2021, um 19.30 Uhr ein.

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Prof. Dr. Thomas Kremer und Prof. Dr. Dr. Andreas Weckwerth werden aus der Perspektive ihrer jeweiligen Fachdisziplin das Thema „Kult und Kultur – Liturgiesprachen in Ost und West“ beleuchten. An den Vortrag wird sich eine Diskussionsrunde anschließen, die Möglichkeit zu Rückfragen bieten soll.

Aufgrund der Maßnahmen zur Einschränkung des Corona-Virus wird der Abendvortrag digital via ZOOM stattfinden. Eine Teilnahme ist ohne vorherige Anmeldung möglich.

ZOOM-Zugangsdaten:
Meeting-ID: 9664246 2577 – Kenncode: AKP2021

Hier klicken, um an ZOOM-Meeting teilzunehmen.

Herzliche Einladung an alle Interessierten!

Tagungsplakat

2020

25. Januar 2020: Interdisziplinärer Studientag „Byzanz als Kristallisationspunkt unterschiedlicher christlicher Identitäten“

Studientag
Vortrag von Frau Prof. Dr. Manana Tandaschwili

Die Aktionswoche „Andere Zeiten – andere Räume“ der KU bot vom 20. bis 26. Januar 2020 mit zahlreichen Veranstaltungen Einblick in die Arbeit und Relevanz der sogenannten Kleinen Fächer. Die Stiftungsprofessur für Theologie des Christlichen Ostens beteiligte sich an dieser Kleine-Fächer-Woche mit einem interdisziplinären Studientag zum Thema: „Byzanz als Kristallisationspunkt unterschiedlicher christlicher Identitäten“.

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Prof. Dr. Thomas Kremer eröffnete das Programm mit einem einführenden Vortrag zum Thema. Fachvertreter und Fachvertreterinnen der Byzantinistik, Kartvelologie, Slavistik, Südosteuropastudien und des Christlich Arabischen seien zu diesem Workshop-Tag nach Eichstätt eingeladen worden, um ihre Perspektive auf die Frage der Inkulturation des byzantinischen Christentums bzw. der Identitätsbildung der Christen in verschiedenen (Teil-)Gesellschaften des Byzantinischen Reiches und dessen Einflussgebiet darzulegen. Er betonte zugleich, wie eine Theologie des Christlichen Ostens von dieser interdisziplinären Herangehensweise profitieren könne.

Als Vertreter der Byzantinistik sprach Diego Fittipaldi, der am Institut für Altertumskunde an der Universität Köln tätig ist. Seine Ausführungen zur „Standardisierung der byzantinischen Liturgie anhand der geschichtlichen Entwicklung eines Buches: Das Typikon von Mâr Saba zwischen dem 11. und 14. Jahrhundert“ machten deutlich, welch große Rolle die Normierung einer einheitlichen Gottesdienstfeier für die Ausprägung einer „byzantinischen“ Identität spielte – bei aller regionalen Unterschiedenheit.

Auf die georgische kirchliche Tradition blickte Prof. Dr. Manana Tandaschwili, die als Sprachwissenschaftlerin und Kaukasiologin an der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität in Frankfurt a. M. unter anderem zur digitalen Verarbeitung linguistischer Daten forscht. In ihrem Vortrag hob die Ehrenbürgerin der Stadt Tbilisi die Eigenheit der georgisch-byzantinischen Identität hervor.

Als Vertreter der Forschungsstelle Christlicher Orient warf Dr. Andreas Ellwardt Schlaglichter auf „Charakteristika der arabisch-christlichen Tradition“. Hierfür stellte er Leben und Werk einiger herausragender rum-orthodoxer Theologen und Autoren vor, indem er stets auf das bis heute unerreichte Standardwerk von Georg Graf (1875–1955): „Geschichte der christlichen arabischen Literatur“ verwies.

Per Video-Telefonie aus Ohrid zugeschaltet wurde Dr. Evelyn Reuter als Vertreterin der Südosteuropastudien. Ihre Präsentation trug den Titel: „Das verdrängte Byzanz in den Kirchen der Republik Nordmazedonien“. Besonders am Beispiel der byzantinisch-katholischen Kirche in Nordmazedonien konnte sie dabei herausstellen, dass neben Identifikations- auch Abgrenzungstendenzen für die Bestimmung einer eigenständigen Identität wichtig sind.

Prof. Dr. Christian Hannick ist zwar in erster Linie Slavist, jedoch auch in der Byzantinistik, Orientalistik, Philosophie und Theologie zu Hause. So verkörperte er als letzter Redner des Tages geradezu die grundlegende Idee des interdisziplinär ausgerichteten Studientages. Er stellte Nikon vom Schwarzen Berg als einen byzantinischen Autor des 11. Jahrhunderts und sein Weiterleben bei den orthodoxen Slaven vor.

Der gemeinsame Studientag wurde mit einer byzantinischen Vesper im Collegium Orientale beschlossen. Die neu entstandenen Kontakte sollen auch in Zukunft fruchtbar genutzt werden. Für das Sommersemester 2020 plant die Stiftungsprofessur, das spannende Thema der byzantinischen Identitätskonstruktion in unterschiedlichen Formaten wieder aufzugreifen.

Autor: Joachim Braun

Anküdigung

20.–22. März 2020: Jahrestagung AK Patristik 2020 – wegen Corona verschoben

AK Patristik
© Sasha Trubetskoy (www.sashat.me)

Der Arbeitskreis Patristik (AK Patristik) dient als ein Forum des offenen Austauschs für Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftler auf dem Gebiet der Patristik im deutschsprachigen Raum. Am Rande der „International Conference on Patristic Studies“ zu Oxford 1991 ins Leben gerufen, versammelt der Arbeitskreis über Konfessionsgrenzen hinweg Vertreterinnen und Vertreter verschiedener Disziplinen (Theologen, Philologen, Historiker, Philosophen u. a.) und veranstaltet an wechselnden Orten Jahrestagungen unter einem jeweils speziellen Rahmenthema.

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Die nächste Jahrestagung des AK Patristik wird vom 20. bis 22. März 2020 an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt stattfinden. Sie wird organisiert von Katharina Reihl (Lehrstuhl für Alte Kirchengeschichte und Patrologie) und Joachim Braun (Stiftungsprofessur Prinz Max von Sachsen für Theologie des Christlichen Ostens), in enger Abstimmung mit Stefan Pabst (Lehrstuhl für Alte Kirchengeschichte, Patrologie und Christliche Archäologie, Ruhr-Universität Bochum). Die Jahrestagung 2020 steht unter dem Rahmenthema „‚Grenzüberschreitungen‘ im antiken Christentum“ und versammelt 15 Referentinnen und Referenten aus den Fachbereichen Kirchengeschichte, Alte Geschichte, Fundamentaltheologie, Pastoraltheologie und Byzantinistik. Diese grundsätzlich interdisziplinär ausgerichtete Zusammensetzung war dem Organisationsteam sehr wichtig.

Grenzen sind meist nicht unmittelbar sichtbar. Im Laufe der Geschichte haben sie sich in verschiedensten Bereichen durch historisch-politische und sozial-gesellschaftliche Entwicklungen konstituiert. Zugleich sind sie wandelbar, sogar vergänglich. Die Funktion und Wirkung der Grenze ist immer ambivalent: Einerseits ordnet und strukturiert sie Lebenswirklichkeiten und verleiht so Orientierung; andererseits schafft sie zwar Zugehörigkeit (Inklusion), zugleich aber auch Trennung und Absonderung (Exklusion). Der Fokus der Tagung liegt auf verschiedenen „Grenzüberschreitungen“ im antiken Christentum, auf der historischen Dimension religiöser Transformationsprozesse.

Denn Grenzüberschreitungen sollen als ein prozesshaftes Geschehen, das durch seine innewohnende, potente Eigendynamik vielfältige und diverse Begegnungen und Transformationen ermöglicht, verstanden werden. Bewusst wird mit der zweifachen Bedeutungsebene des Begriffs „Grenzüberschreitung“ gespielt: In einer negativen Verwendung meint er, dass Grenzen verletzt bzw. gewaltsam gebrochen werden. In der positiven Deutung wird damit jedoch auch ausgedrückt, dass Grenzen verändert, verschoben und überwunden werden können.

Grenzüberschreitungen sind also komplexe Phänomene, die in großer Vielfältigkeit auftreten und unterschiedliche historische Prozesse (Ausbreitung des Christentums, Übersetzungen, Konzilsentscheidungen etc.) charakterisieren. In einem interdisziplinären Zugang sollen Grenzüberschreitungen in den folgenden fünf Bereichen gewinnbringend betrachtet werden: Raum und Zeit, Theologie und Religiosität, Askese und Mönchtum, Sprache und Kultur, Gesellschaft und Recht.

Das detaillierte Tagungsprogramm kann unter nachfolgendem Link heruntergeladen werden:
Tagungsprogramm

Autor: Joachim Braun

Ankündigung

2019

20.–23. Februar 2019: Tagung in Rom: „Sterben & Töten für Gott? Das Martyrium in Spätantike und frühem Mittelalter“

Rom

Ausführlicher Tagungsbericht 

Sind Attentäter, die im Namen Gottes töten, Märtyrer? Darf die Bereitschaft, für Gott zu sterben, mit Gewalttätigkeit einhergehen? Wem kommt im strengen Sinne der Ehrentitel „Märtyrer“ zu, wer ist bloßer Fanatiker? Vom 20. bis 23. Februar 2019 fand am Campo Santo Teutonico im Römischen Institut der Görres-Gesellschaft (RIGG) eine internationale und interdisziplinäre Fachtagung zum Thema „Sterben & Töten für Gott? Das Martyrium in Spätantike und frühem Mittelalter“ statt. Die Tagung wurde ausgerichtet von der Forschungsstelle Christlicher Orient an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt (Prof. Dr. Peter Bruns) in Zusammenarbeit mit dem Lehrstuhl für Alte Kirchengeschichte und Patrologie (Prof. Dr. Dr. Andreas Weckwerth) sowie der Stiftungsprofessur Prinz Max von Sachsen des Bistums Eichstätt für Theologie des Christlichen Ostens (Prof. Dr. Thomas Kremer) und dem RIGG (Prof. Dr. Stefan Heid). Ihr Focus lag auf der historischen Herausarbeitung eines heuristisch fruchtbaren Märtyrer-Begriffs in Spätantike und frühem Mittelalter. Die Tagung wurde unterstützt aus Mitteln der Görres-Gesellschaft und der proFOR+ Forschungsförderung der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt.

Im Eröffnungsvortrag „Neque enim veneramur nomine martirum eos qui sibi collum ligaverunt (Aug. c. litt. Pet. II 49). Opfertod und Todessuche als Exempel in Antike und Christentum“ verwies INGO SCHAAF (Konstanz) auf vor- und außerchristliche pagane Ideen und Gestalten als Anknüpfungspunkte und Kontrastfolien für die christliche Deutung des Martyriums. Nachdem die terminologisch definitorische Rahmenbedingung von einer wohl schon vorgriechischen Sprachwurzel abgeleitet wurde, zählte der Referent vielfältige Textstellen, unter anderem aus Aristoteles und Sokrates, Cicero und Tacitus auf.

Das Referat von HANS REINHARD SEELIGER (Tübingen) „Ad illam vitam non ducit tortura sed causa (Acta Sebastiani 28). Das Bild des Märtyrers in den römischen Märtyrerlegenden“ besaß für das Tagungsthema ebenso grundlegenden Charakter, indem der ausgewiesene Kenner der frühchristlichen Märtyrerliteratur auf die äußerst komplex verlaufene Entwicklung der Märtyrerverehrung in der Stadt Rom und deren Reflexion in den Märtyrerakten einging. Dabei wurde deutlich, wie sehr der Sitz im Leben für die Interpretation der hagiographischen Texte berücksichtigt werden muss.

Als Jurist wählte FELIX GROLLMANN (München) in seinem Beitrag „Rechtsvorstellungen und Kirchenhass. Zum Verhältnis der frühmittelalterlichen Martyrien zu den römerzeitlichen Christenverfolgungen“ die Leitfrage: Ist es für die Theologie des Martyriums interessant, sich mit der Rechtsvorstellung der Verfolger auseinanderzusetzen? Diese Fragestellung wurde in der Beschäftigung mit einem Briefwechsel zwischen Kaiser Trajan und dem Statthalter Plinius sowie mit dem Martyrium des Bischofs Emmeram bearbeitet.

FELIX ROHR (Bamberg) ließ in einer Art altphilologischem Werkstattbericht an seinen Gedanken zum Thema „Meriti clausula pax. Zur Martyriumsidee bei Prudentius“ teilhaben. In den Hymnen des christlichen Dichters (Peristephanon, Cathemerinon liber) käme die Märtyrerdevotion des 4. Jahrhunderts zum Ausdruck. Besonders innovativ war aber ein intertextueller Vergleich zwischen der Rede der Concordia in der Psychomachia (775–778) mit dem Ersten Korintherbrief.

Den zweiten Konferenztag eröffnete GEORG RÖWEKAMP (Jerusalem) mit seinem Vortrag „Der christliche Märtyrer als Kämpfer. Einige Beobachtungen aus der Kirchengeschichte des Heiligen Landes“. Der ab dem 6. Jahrhundert als Drachentöter dargestellte Georg, dessen Grab in Lydda, in der Nähe des heutigen Tel Aviver Flughafens, verehrt wird, diente nur als ein Beispiel der in Palästina verehrten Soldatenheiligen und -märtyrer. Zudem wurde der temporale Horizont auf die Kreuzfahrerzeit ausgeweitet, als sich mit der Theorie eines Heiligen Krieges für das Martyrium der innere Kampf gegen das Böse zum äußeren Kampf gegen die Bösen transformierte.

PETER BRUNS (Bamberg) richtete in seinem Beitrag „Erlösung im Kampf oder durch Tod? Beobachtungen zu den syrischen Akten der persischen Märtyrer“ den Blick über die Grenzen des Römischen Reiches hinaus und beschäftigte sich mit der Christenverfolgung im Sassanidenreich unter Schapur II. In der ausführlichen Analyse der syro-persischen Märtyrerakten, besonders derer zu Bischof Simeon dem Färbersohn, und im Vergleich mit armenischen und ostsyrischen Texten wurde deren Märtyrervorstellung herausgearbeitet.

„Die christliche Deutung der makkabäischen‘ Märtyrer im frühen Mittelalter“ stellte NOTKER BAUMANN (Fulda/Marburg) vor. Der in seiner biblischen Kanonizität umstrittene Bericht von den Widerstandskämpfern, die unter Antiochus IV. Epiphanes für das mosaische Gesetz den Tod erlitten, wurde in der frühkirchlichen Interpretation zu einem Vorbild der Glaubensstärke. Neben ikonographischen und kultisch-liturgischen Quellen würden dies unter anderem Texte von Origenes, Cyprian, Isidor von Sevilla, Beda Venerabilis, Aelfric von Eynsham und Hrabanus Maurus belegen.

Zur jüdisch-rabbinischen Position gegenüber der Martyriumsidee sprach WENZEL MAXIMILIAN WIDENKA (Eichstätt) unter dem Titel „Seinen Nahmen heiligen, um das Volks zu retten. Das Konzept des Qiddush haShem und das Martyrium im Judentum“. Aus den Quellen erhob er dabei einen ambivalenten und spannungsreichen Befund, der auch eine gewisse Skepsis gegenüber dem Martyrium erkennen ließ.

THOMAS KREMER (Eichstätt) wertete in seinem Vortrag „Zum Verständnis von Martyrium in mittelbyzantinischer Zeit in der Auseinandersetzung mit dem Islam“ die Chronik des Johannes Skylitzes zur Rückeroberung des Emirates von Kreta durch Kaiser Nikephoros II. Phokas aus. Trotz der kaiserlichen Idee von Soldatenmärtyrern, der Patriarch Polyeuktos vehement widersprach, und einer gewissen Sakralisierung des Krieges könne nicht unreflektiert von einem „christlichen Jihad“ gesprochen werden. Der Einfluss einer islamischen Jihad-Theologie auf das Martyriumsverständnis in Byzanz sei traditionsgeschichtlich nicht nachzuweisen.

Die islamwissenschaftlichen Überlegungen wurden durch MIRA SIEVERS (Frankfurt a. M.) weiter vertieft. Unter dem Titel „Sie sind lebendig bei ihrem Herrn (Q 3:169). Koranische Grundlagen und theologische Deutungen des Märtyrertums im Islam“ konnte sie durch einen historisch-kritischen Zugang zum Korantext aufweisen, dass dieser keine eigenständige Lehre vom Martyrium entwickele und in den einschlägigen Suren dem Märtyrer kein eschatologischer Sonderstatus zugebilligt werde. Gerade deswegen müssten klassisch islamisch-theologische Ansätze neu überdacht werden.

Letztere nachkoranische Entwicklungen wurden von SERDAR KURNAZ (Hamburg) in seinem Beitrag „Die Entstehung und Entwicklung der Begriffe jihâd und shahid in koranexegetischer und juristischer Literatur von den Anfängen des Islams bis zum 11. Jahrhundert“ ausführlich vorgestellt. Er zeichnete dafür die Entwicklungslinien der systematischen Herausarbeitung einer islamischen Märtyrer- und Jihad-Theologie nach.

Schließlich konnte HUREYRE KAM (Frankfurt a. M.) mit seinem Vortrag „Asketische Kriegsführung. Ibn al-Mubaraks Vorstellungen vom Jihad“ die islamischen Konzepte an der Biographie eines beispielhaften Asketen aus dem 2. Jahrhundert nach der Hidschra konkret beleuchten.

Der dritte Tag der Konferenz begann mit vier Vorträgen zu einzelnen Märtyrergestalten. JOACHIM BRAUN (Eichstätt) sprach zum Thema „Vorösterliches Martyrium? Eine florilegische Sammlung zur Verehrung der ,Unschuldigen Kinder‘ als Märtyrer bei westlichen wie östlichen Vätern“. Der Blick auf diese Sondergruppe von Märtyrern, den von König Herodes im Kindermord zu Bethlehem getöteten Innocentes, erwies sich für die von der Tagung angezielte hermeneutische Schärfung des Märtyrerbegriffs als besonders hilfreich.

JOSEF RIST (Bochum) präsentierte in seinem Vortrag „Der jugendliche Tarzisius. Märtyrer und spätantikes Idealbild eucharistischer Frömmigkeit“ frühchristliche Quellen (z. B. Grabgedicht von Papst Damasus) und rezeptionsgeschichtliche Adaptionen (z. B. „Katakombenromane“) zu diesem angeblich unter Kaiser Valerian mit Steinen und Faustschlägen zu Tode gebrachten Akolythen.

Ihre „Überlegungen zum unblutigen Martyrium am Beispiel der Protomärtyrerin Thekla“ stellte KATHARINA REIHL (Eichstätt) vor. Thekla habe die Blutzeugenschaft nicht durch einen gewaltsam erlittenen Tod erfüllt, sondern in der Christusnachfolge durch ein gottgefälliges Leben. Die Quellen würden somit den Martyriumsbegriffs auf die streng asketische Lebensführung, das „unblutige Martyrium“ ausweiten.

„Hagiographische Notizen zur Theologie des Martyriums aus der Legende des frühchristlichen Blutzeugen Pantaleon“ hielt WINFRIED BÜTTNER (Bamberg) fest. Die griechische Quelle analysierte er in einem literarkritischen Zugang, um die Entstehung des Textes aus älterem, an apokryphe Erzählungen erinnernden Material aufweisen zu können.

Als Spezialist für Gregorianischen Choral stellte ROMAN HANKELN (Trondheim) in seinem Vortrag „Gewalt, Glorie, Gregorianik. Aspekte liturgisch-musikalischer Artikulation des Massenmartyriums im Sittener Mauritiusoffizium“ die Interdependenz zwischen dem Inhalt des gesungenen Textes und seiner Vertonung am Beispiel der Gebetsformulare für die Märtyrer der Thebäischen Legion vor. Die musikalische Umsetzung als Basis der gemeinsamen liturgischen Feier interpretiere die Sinnaussagen der zugrundeliegenden Texte.

Auf „Grundlinien einer Theologie des Martyriums im sogenannten Sacramentarium Veronense“ wies ANDREAS WECKWERTH (Eichstätt) hin. Anhand dieser in der Mitte des 6. Jahrhunderts entstandenen Kompilation euchologischer Quellen aus römischen Archiven würden sich drei zentrale Aspekte für die liturgische Märtyrerverehrung herausarbeiten lassen: Das Martyrium werde als Triumph über die Qualen der Folter verstanden, der Märtyrer sei archetypisches Exemplum und Vorbild, das zur Nachahmung anrege, und zugleich sei er Fürsprecher vor Gott um Gnade und Schutz.

Einen archäologischen Zugang wählte FRANCESCA PAOLA MASSARA (Palermo) für ihre bilderreiche Präsentation „Ego enim iam delibor et tempus resolutionis meae instat… Martirio, testimonianza e non-violenza nell’iconografia paleocristiana“. Sie stellte das Bildprogramm zahlreicher frühchristlicher Sarkophage und Katakombenbemalungen vor.

Unterschiedliche Deutungsmöglichkeiten der sich in der Gedächtniskultur entwickelnden Beisetzungen in der Nähe von Märtyrergräbern zählte DOMINIK BAUMGARTNER (München) in seinem Beitrag „Märtyrer als Schlüssel zum Jenseits. Bestattungen ad sanctos und ihre eschatologischen und frömmigkeitsgeschichtlichen Implikationen“ auf. Der Campo Santo Teutonico selbst in der Nähe der Memoria Apostolica konnte dabei als ein Beispiel herangezogen werden.

Das Tagungsprogramm wurde schließlich durch eine gemeinsame Exkursion der Referenten abgerundet. JOHANNES GROHE (Rom) gab eine Einführung in den barocken Freskenzyklus zur Christianisierung Britanniens im Päpstlichen Englischen Kolleg.

Vor seinem Denkmal auf dem Campo de’ Fiori referierte ANDREA HINDRICHS (Rom) zu „Giordano Bruno als Märtyrer der säkularen Gesellschaft, insbesondere als Symbol der Freimaurer“.

Bei einem öffentlichen Abendvortrag mit dem Titel „Terror, Flucht, Vertreibung. Christenverfolgung als globale Herausforderung“ stellte schließlich BERTHOLD PELSTER (München) von „Kirche in Not“ die Arbeit des Päpstlichen Hilfswerkes vor.

Die Ergebnisse der Tagung sollen in der Römischen Quartalschrift für Christliche Altertumskunde und Kirchengeschichte sowie in einem eigenen Tagungsband zeitnah veröffentlicht werden.

Autor: Joachim Braun

Ankündigung

An nachfolgenden Tagungen haben Mitarbeitende des Lehrstuhls für Theologie des Christlichen Ostens mit einem Fachvortrag teilgenommen:

2023

16.-18. November 2023: „Synodalität als Impuls für eine Erneuerung der Kirche" in Regensburg

Regensburg

Auf Einladung des Ostkircheninstituts der Diözese Regensburg und des Collegium Orientale Eichstätt fand vom 16. bis zum 18. November 2023 in Regensburg ein Kolloquium zum Thema „Synodalität als Impuls für eine Erneuerung der Kirche – Erfahrungen und Gestaltungen aus Ost und West im Vergleich“ statt. Prof. Kremer referierte über byzantinische Konzilsikonographie.

Zum Weiterlesen:
Programm des Kolloquiums

15.-16. November 2023: „Eastern Catholics’ Ecumenical Vision in Dialogue with the Orthodox“ in Rom

Rom

Am 15. und 16. November 2023 fand in Rom eine Tagung statt, die sich mit der ökumenischen Vision der katholischen Ostkirchen im Dialog mit der Orthodoxie befasste und vom Institut für Ökumenische Studien der UCU Lemberg und dem Päpstlichen Orientalischen Institut in Rom veranstaltet wurde. Prof. Kremer referierte bei der Tagung über das ökumenische Engagement katholischer Ostkirchen im Nahen und Mittleren Osten.

Zum Weiterlesen:
Tagungsprogramm

2022

12.-17. September 2022: Deutscher Orientalistentag in Berlin

Logo_Deutscher Orientalistentag

Der 34. Deutsche Orientalistentag fand vom 12. bis 17. September 2022 an der Freien Universität Berlin statt und markierte sein hundertjähriges Jubiläum. In 24 Sektionen repräsentierten rund 1150 Teilnehmerinnen und Teilnehmer die gesamte Brandbreite der relevanten Disziplinen der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft. Erstmals wurde ein mehrtägiger Workshop zum Thema „Digital Humanities“ ins Tagungsprogramm aufgenommen. Die Veranstaltungen innerhalb der Sektion für die Wissenschaft vom Christlichen Orient erfreuten sich großen Zulaufs. Prof. Dr. Thomas Kremer und Dipl.-Theol. Joachim Braun stellten den Eastern Christian Studies ONLINE CAMPUS vor. Das von der VolkswagenStiftung finanzierte Projekt wird in den nächsten Jahren an der Stiftungsprofessur realisiert.

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04.-09. Juli 2022: Symposium Syriacum in Paris

Logo Tagung Paris

Vom 4. bis 9. Juli 2022 fand am Institut national des langues et civilisations orientales (INALCO) in Paris das 13. Symposium Syriacum (zugleich mit der 11th Conference of Christian Arabic Studies) statt. Über 350 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus dem Bereich der Syrologie, der Wissenschaft vom Christlichen Orient, der Digital Humanities sowie der Christlich-Arabischen Studien präsentierten ihre neuesten Forschungsergebnisse. Das erste Symposium Syriacum fand 1972 in Rom statt. Seitdem hat sich dieser internationale Fachkongress fest etabliert. Alle vier Jahre kommen ausgewiesene Expertinnen und Experten sowie Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler der christlich-orientalischen Studien zusammen, um über aktuelle Forschungstrends ins Gespräch zu kommen. Die Stiftungsprofessur sowie die FSCO wurden von Joachim Braun vertreten. Er referierte zu einem Themenabschnitt aus seinem Dissertationsprojekt: „Le Syriaque dans la Laure de Mar Saba: la tradition liturgique byzantine habillée en syriaque“. Der Vortrag war Teil eines Panels, das sich mit der syro-melkitischen byzantinischen Tradition beschäftigte und von Alain Desreumaux organisiert wurde. Als weiteres Mitglied der FSCO trug Hubert Kaufhold neue Erkenntnisse zur Herkunft und Ausbildung des Orientalisten Hermann Zotenberg (1834-1909) vor. Das Tagungsprogramm wurde abgerundet durch eine Handschriftenausstellung in der Bibliothèque national de France, bei der sehenswerte Zimelien der syrischen und arabischen Manuskriptsammlung gezeigt wurden. Das nächste Symposium Syriacum wird 2026 in Bukarest stattfinden.

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